A First Farewell
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A First Farewell

A First Farewell
„A First Farewell“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Das Leben von Isa (Isa Yasan) und Kalbinur (Kalbinur Rahmati) ist unbekümmert, war es zumindest bis vor Kurzem. Gemeinsam streifen die beiden durch die Felder im nordwestlichen China, klettern auf Bäume, kümmern sich um ein kleines Lamm – bis dieses spurlos verschwindet. Doch auch von anderer Seite her droht Ärger. Isas Mutter ist krank und wird zu einer Belastung für die Familie. Kalbinur wiederum soll auf eine weit entfernte Schule geschickt werden, damit sie endlich vernünftiges Mandarin-Chinesisch lernt. Dabei hat sie eigentlich gar keine Lust darauf, würde viel lieber weiter mit ihren Freunden spielen oder fernsehen, anstatt sich mit der fremden Sprache herumplagen zu müssen.

China wird von einigen ja gerne mal als ein uniformer Block wahrgenommen, in dem alle – auch auf Druck von oben – völlig gleich sind. Eine Ausnahme, die es sogar in die Medien geschafft hat, ist die Minderheit der Uiguren. Die spricht nicht nur eine ganz andere Sprache, sondern gehört auch einem anderen Glauben an – genauer einer Form des Islams. So viel Andersartigkeit ist natürlich suspekt, Horrorgeschichten von Camps, in denen Hunderttausende gefangen gehalten werden, machten die Runde.

Unterwegs in der freien Natur
Davon ist in A First Farewell nur wenig zu spüren. An vielen Stellen ist der Film eher die etwas nostalgisch gefärbte Geschichte von zwei Kindern, deren Leben sich derzeit stark verändert. Das erinnert ein wenig an The Summer Is Gone, auch wenn das hier weniger zeitlich verankert ist. Es hat sogar eine sehr zeitlose Note, wie die Kinder herumtollen, die unberührte Natur erkunden, einfach noch Kinder sein dürfen, bevor der Ernst beginnt. Bevor sie auch von der Welt eingeholt werden, die in dem kleinen uigurischen höchstens mal flüchtig vorbeischaut.

Druck zur Anpassung, den gibt es aber auch hier schon. Regisseurin und Drehbuchautorin Lina Wang, die selbst in einer uigurischen Provinz geboren wurde, erzählt in A First Farewell, wie die Kinder dazu gedrängt werden, die offizielle Sprache Chinas zu erlernen, auf Kosten der eigenen. Das ist ein weit verbreitetes Phänomen, gerade im Reich der Mitte. Auch die Einwohner Tibets werden dazu gezwungen, das Mandarin-Chinesisch zu übernehmen, wie beispielsweise das Biopic Pawo über einen tragischen Freiheitskämpfer des Bergvolkes zeigte. Und der Druck funktioniert am besten über das Mittel der Demütigung, wie eine besonders harte Szene bei der uigurischen Schulklasse zeigt, die nicht nur Kalbinur zu Tränen rührt.

Die Schattenseite der Idylle
Das Drama, das im Rahmen der Berlinale 2019 erstmals bei uns gezeigt wird, wechselt dabei schöne und traurige Szenen ab, kleine Momente des Glücks mit solchen, die unheilvolle Schatten vorauswerfen. Dabei behält A First Farewell immer seine Fassung, Wang hat einen sehr leisen Film gedreht. Wortwörtlich: Musik taucht erst gegen Ende etwas prominenter auf. Vorher hat ihr Debüt eher etwas Dokumentarisches, ist trotz der idyllischen, sehr sehenswerten Landschaften recht rau. Dazu tragen auch die Laiendarsteller bei, die sich auf der Leinwand ihre Natürlichkeit bewahrt haben und dazu einladen, mit ihnen die ferne Region und ihre Kindheit kennenzulernen, die trotz des für uns exotischen Umfelds auf eine rührende Weise universell ist.



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In „A First Farewell“ lernen wir zwei Kinder in einem uigurischen Dorf im Nordwesten Chinas kennen, die zwischen Idylle und Ernst umherwandern. Der Film ist dabei einerseits leise Geschichte eines Aufwachsens, aber auch bewegendes Porträt einer unterdrückten Minderheit, die gezwungen wird, sich anzupassen.
7
von 10