Einfach unheimlich Creeped Out Netflix
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Einfach unheimlich – Staffel 1

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„Einfach unheimlich – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 4. Oktober 2018 (Netflix)

Gleiches Recht für alle! Während sich erwachsene Zuschauer bei Netflix zu Halloween an den Horrorserien Spuk in Hill House und Chilling Adventures of Sabrina totschauen dürfen, soll auch der Nachwuchs nicht zu kurz kommen. Bislang beschränkte sich das Angebot dabei auf die Animationsserie Die Supermonsters, die sich vor allem an die ganz Kleinen richtet. Seit Kurzem hat der Streamingkoloss aber mit Einfach unheimlich noch eine weitere Serie im Angebot, die älteren Kindern Spaß machen sollte und selbst für Erwachsene einen Blick wert ist.

Eine fortlaufende Geschichte erzählt die britisch-kanadische Corproduktion nicht, sie hat auch keine durchgängigen Darsteller. Jede der 13 Episoden von Einfach unheimlich steht völlig für sich. Einzig die Figur des Wissbegierigen taucht jedes Mal zu Beginn und zum Schluss auf, ein mysteriöser Maskierter, dessen Lebensinhalt wohl darin besteht, unheimliche oder zumindest eigenartige Geschichten zu sammeln. Das erinnert an Geschichten aus der Gruft, die Kult-Horror-Anthologieserie aus den 80ern, in der die Zombiepuppe Cryptkeepers das Geschehen kommentierte.

Es darf auch mal einfacher sein
Vergleichbar deftig geht es hier natürlich nicht zur Sache, aus Rücksicht auf die Zielgruppe. Außerdem zog die Serie nicht wie die Gruft-Abenteuer prominente Regisseure und Darsteller an. Letztere setzen sich hier stattdessen aus Kindern und Jugendlichen zusammen, deren Unerfahrenheit man ihnen doch mitunter ansieht. Und auch die Spezialeffekte sind oft recht einfacher Natur, das Budget hat offensichtlich nicht für mehr gereicht. Wirklich störend ist beides aber nicht, denn Einfach unheimlich gleicht diese Mängel durch den Inhalt mehr als wieder aus.

Vor allem der Abwechslungsreichtum zeichnet den kleinen Geheimtipp dabei aus. Manche Geschichten sind klassischem Horror entnommen, andere sind moderne Fassungen von Märchen, auch Science-Fiction kommt darin vor. So dürfen die ständigen wechselnden Protagonisten unter anderem Dämonen und Außerirdischen begegnen, haben mit Wurmlöchern und Zeitportalen zu kämpfen, manchmal auch mit der modernsten Technik.

Moral mit bitterem Nachgeschmack
Denn auch das ist ein Merkmal von Einfach unheimlich: Die meisten Folgen sind mit einer Art Moral verbunden. Oft müssen die Kinder und Jugendliche durch ihre Erfahrungen etwas über sich und das Leben lernen, dabei bessere Menschen werden. Überraschend dabei ist, dass die Serienschöpfer Bede Blake und Robert Butler, welche auch einen Großteil der Folgen geschrieben haben, auf das in dem Alterssegment oft obligatorische Happy End verzichten. Zumindest einige der Geschichten fordern für die gewonnene Erkenntnis einen hohen Preis. Nicht alles, das wir im Leben tun, lässt sich durch ein einfaches „Entschuldigung“ wieder aus der Welt räumen.

Das wird so manches Elternteil eventuell entsetzen, die düstere Moral erinnert an alte Märchen, die heute zumindest bei manchen aufgrund ihrer grausamen Elemente in Verruf geraten sind. Zum Ausgleich gibt es aber auch Episoden, die mehr fürs Herz bieten: Außenseiter, die Freunde finden, Versöhnung innerhalb der Familie, neu gefundenes Selbstvertrauen. Etwas zu sagen haben die meisten Geschichten von Einfach unheimlich, glücklicherweise ohne dabei die ganz großen Keulen schwingen zu müssen. Dass die Qualität häufiger schwankt, ist schade, gerade zum Ende hin tummeln sich ein paar schwächere Folgen. Insgesamt ist die Serie aber empfehlenswert, auch außerhalb von Halloween, da die gruseligen Elemente sehr viel mehr mit universellen Fragestellungen eines jungen Lebens verbunden sind, als man es im Vorfeld hat erwarten dürfen.



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„Einfach unheimlich“ versammelt ein Dutzend Geschichten aus dem Fantastischen, von klassischen Märchen bis modernem Horror, aufbereitet für ein jüngeres Publikum. Bemerkenswert ist dabei neben dem Abwechslungsreichtum auch der Mut zu teuer erkauften moralischen Erkenntnissen. Abzüge gibt es für die nicht ganz konstante Qualität. Auch das mangelnde Budget macht sich des Öfteren bemerkbar.
7
von 10