Im a Killer

I’m a Killer

„Jestem morderca“, Polen, 2016
Regie: Maciej Pieprzyca; Drehbuch: Maciej Pieprzyca; Musik: Bartosz Chajdecki
Darsteller: Miroslaw Haniszewski, Arkadiusz Jakubik

Im a Killer
„I’m a Killer“ läuft im Rahmen des 2. Mittel Punkt Europa Filmfests (1. bis 11. März 2018)

Polen, Anfang der 1970er: Ein Serienmörder treibt sein Unwesen, tötet junge wie ältere Frauen, indem er ihnen den Schädel einschlägt. Und er scheint noch mehr vorzuhaben, wenn es nach den anonymen Schreiben geht. 30 Opfer sollen es am Ende werden. Die Zeit drängt, doch die Behörden stehen vor einem Rätsel. Janusz Jasinski (Miroslaw Haniszewski) soll als Leiter einer Sonderkommission auf den sogenannten „Vampir“ machen. Besessen davon, den Fall zu lösen, beginnt Jasinksi sein Privatleben zu vernachlässigen. Und selbst als die Spur zu Wieslaw Kalicki (Arkadiusz Jakubik) führt und alle die Geschichte für erledigt halten, sucht er beharrlich weiter. Denn so ganz will er an seinen Erfolg nicht glauben.

Er gehört sicher zu den berühmtesten Fällen der polnischen Kriminalgeschichte: 14 Frauen soll der als Vampir bekannte Zdzisław Marchwicki ermordet haben, bei sechs weiteren hatte er es zumindest versucht. Nach einem Schauprozess wurde er ebenso wie ein Bruder hingerichtet, zwei weitere Geschwister wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt. Aber war Marchwicki auch wirklich der Täter? Das ist bis heute umstritten, ein als Beweis vorgelegtes Tagebuch ist nach heutigen Erkenntnissen mit ziemlicher Sicherheit erzwungen worden.

Mal mehr, mal weniger historisch
Auch Maciej Pieprzyca (In meinem Kopf ein Universum) hat sichtlich Zweifel daran, dass die Geschichte sich wirklich so abgespielt hat wie behauptet. In seinem Spielfilm I’m a Killer, der im polnischen Original wie auch schon eine frühere Doku von dem Regisseur und Drehbuchautor den Titel Jestem morderca trägt, vermeidet er es zwar, die realen Beteiligten von damals zu benennen. Doch wer mit dem Vampir gemeint ist, der zu Beginn des Films bereits ein Dutzend Frauen getötet hat, das ist kaum ein Geheimnis.

Die Spannung des Films liegt daher folgerichtig weniger in dem, was am Ende passieren wird. Auch wenn sich Pieprzyca einige Freiheiten herausnimmt, gerade in Bezug auf die Figuren, der grundsätzliche Ablauf der Geschichte orientiert sich am Vorbild. Die Suche nach dem Mörder ist dadurch relativ gradlinig, I’m a Killer versucht kaum, andere Verdächtige aufzubauen. Bedauerlicherweise interessiert sich der Film aber auch kaum für den Hauptverdächtigen. Jeder Versuch, ihm ein bisschen näherzukommen, scheitert relativ schnell. Weder Jasinski, der mit zunehmender Geschichte immer weniger von der Schuld überzeigt ist, noch das Publikum bekommen die ersehnten Antworten. An seiner Stelle ist es Jasinski selbst, der in den Fokus rückt – als typisches Beispiel eines Cops, der seiner Karriere alles opfert.

Lokaler Bezug mit viel 70er Jahre Atmosphäre
Das ist, gerade für eine hinzugedichtete Figur, nicht übermäßig inspiriert. Immerhin aber ist die Leistung von Haniszewski solide, der hierfür als bester Hauptdarsteller beim Polnischen Filmpreis 2017 nominiert war. Überhaupt war I’m a Killer einer der großen Titel bei der wichtigsten Filmauszeichnung des Landes, spielte in den meisten wichtigen Kategorien mit. Das liegt sicher zunächst einmal am heimischen Bezug, ein wirkliches Ausnahmewerk ist die Mischung aus Charakterporträt und Krimi hingegen nicht. Dafür fehlt es hier an den tatsächlich herausregenden Momenten – die manchmal befremdlich schwungvolle Musik einmal ausgenommen.

Aber er bietet gute Unterhaltung, der Beitrag vom 2. Mittel Punkt Europa Filmfests in München und Regensburg. Die Ausstattung und die Bilder sind gelungen, bringen uns die 70er so nahe, als wären sie nie weg gewesen. Interessant ist zudem die historische Komponente, wenn hier an manchen Stellen die Beziehung zu Russland und auch die Ost-West-Spannungen durchschimmern. Von den kleinen Mauscheleien innerhalb der Polizeit ganz zu schweigen. Wer die Möglichkeit hat, sich I’m a Killer anzusehen, und ein Faible für solche Kriminalgeschichten hat, sollte sich diese nicht entgehen lassen. Ein regulärer Deutschlandrelease ist bislang nicht angekündigt und wohl leider nicht sonderlich wahrscheinlich.



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„I’m a Killer“ orientiert sich an einem wahren und in Polen bekannten Fall, als 14 Frauen in den 60ern und 70ern ermordet wurden. Die Geschichte wurde abgewandelt, vor allem bei den Figuren wurde frei hinzuerfunden. Die Ambivalenz der Auflösung ist aber geblieben. Das ist als Blick auf die politische Situation damals interessant und gefällt auch durch die historische Ausstattung und Anmutung.
7
von 10