Free Lunch Society
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Free Lunch Society: Komm komm Grundeinkommen

„Free Lunch Society: Komm komm Grundeinkommen“, Deutschland/Österreich, 2017
Regie: Christian Tod; Drehbuch: Christian Tod

Free Lunch Society
„Free Lunch Society: Komm komm Grundeinkommen“ läuft ab 1. Februar 2018 im Kino

Es hört sich ja schon nach einer ziemlichen Spinnerei an. Und nach Wunschdenken natürlich. Vielleicht auch nach Betrug. Einfach so Geld bekommen, ohne etwas dafür tun zu müssen, unbegrenzt, ohne jegliche Gegenleistung – haben uns die unzähligen Spammails nicht gelehrt, dass das so nicht stimmen kann? Woher soll dieses Geld denn kommen? Und selbst wenn dieses Geld denn da wäre: Wer würde denn ohne den finanziellen Druck noch freiwillig arbeiten wollen?

Das sind nur ein paar der Vorbehalte, die immer wieder reflexartig, aber eben auch intuitiv aufkommen, wenn es um das sogenannte bedingungslose Grundeinkommen geht. Davon gehört dürften die meisten schon mal haben. Immer wieder geistert dieses Konzept durch die deutschen Talk Shows, allein schon Götz Werner wegen. Der ist hauptberuflich Chef der DM Drogeriemärkte, setzt sich aber auch ganz gern mal für seine Mitmenschen ein. Und gerade besagtes Grundeinkommen ist dabei, so scheint es zumindest, eines seiner Herzprojekte.

Prominente Fürsprecher aus aller Welt
Er darf dann natürlich auch nicht fehlen, wenn Regisseur Christian Tod durch die Welt reist, um sich ein paar Experten vor die Kamera zu holen. Beachtlich ist dann auch, wie viele in seiner Dokumentation Free Lunch Society: Komm komm Grundeinkommen zu Wort kommen, von Aktivisten bis zu Politikern und Ökonomen. Sie alle sind sich einig: Das Grundeinkommen ist nicht so realitätsfremd und unrealisierbar, wie es sich vielleicht anhört.

Die Idee dahinter: Wenn Menschen nicht mehr aus Zwang oder Angst arbeiten müssen, gehen sie einer Tätigkeit nach, die sie wirklich tun wollen, und sind dadurch deutlich produktiver. Der Anteil an Menschen, die den Geldsegen dafür nutzen, sich zu Hause auf die faule Haut zu legen – so die Annahme der Gegner –, der sei hingegen ziemlich gering. Um das zu belegen, berichtet Tod von den verschiedensten Experimenten, die bereits durchgeführt wurden. In Alaska ist man einen Schritt weiter, da erhält jeder dauerhafte Bürger eine Prämie, die aus den Öleinnahmen bezahlt werden. Doch die ist nicht mehr als ein kleiner Bonus, kaum mit dem zu vergleichen, was ein echtes Grundeinkommen leisten soll – ein bescheidenes, aber mögliches Leben jenseits einer Arbeit.

Mehr Werbung als echte Debatte
Und woher soll dieses Geld kommen? Dazu schweigt sich Free Lunch Society: Komm komm Grundeinkommen weitestgehend aus, Finanzierungsmethoden werden hier wenige vorgestellt. Allgemein scheint die Doku ohnehin in erster Linie daran interessiert zu sein, die Idee als solche schmackhaft zu machen. Gegner des Grundeinkommens werden nicht vor die Kamera gelassen. Was dem Film fehlt, ist eine tatsächliche Auseinandersetzung mit dem Thema, welche Vor- und Nachteile miteinander aufwiegt. Der Schluss der Debatte, der wird einfach vorweggenommen, ohne dass das Publikum sich daran beteiligen darf. Das ist mindestens schade, vielleicht sogar ärgerlich, etwas mehr Ergebnisoffenheit wäre da sicher nicht verkehrt gewesen.

Interessant ist die Doku aber auch trotz ihres sehr werbenden Inhalts. Schließlich widmet sie sich einem Thema, das gerne vorschnell als reine Fantasterei abgetan wird. Ein Thema, über das es sich schon allein der sich weiter öffnenden Einkommensschere und der sich verändernden Arbeitslandschaften wegen nachzudenken lohnt. Was, wenn wir durch die Fortschritte an Technik irgendwann überhaupt keine Menschen mehr für die Arbeit brauchen? Vielleicht ist das Grundeinkommen ja wirklich die Antwort darauf, könnte zudem den drohenden Verteilungskämpfen entgegenwirken, wenn immer mehr Leute um einen kleiner werdenden Kuchen streiten. Vielleicht bleibt es auch eine Utopie, die aus den verschiedensten Gründen nicht umsetzbar ist. Aber ein bisschen rumspinnen hat ja noch niemanden geschadet. Denn wer kann schon mit Gewissheit sagen, was am Ende dabei herauskommt.



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Stell dir vor, jeder Mensch bekäme genau so viel Geld, dass er nur noch Arbeiten annehmen muss, die er auch tatsächlich machen will. Eine Utopie? Vielleicht. Die Doku „Free Lunch Society: Komm komm Grundeinkommen“ macht sich aber mit vielen Beispielen und Gesprächspartnern dafür stark, das sogenannte bedingungslose Grundeinkommen auszuprobieren. Das ist interessant, auch wenn eine stärkere inhaltliche Debatte nicht verkehrt gewesen wäre.