Fluido
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Fluidø

(OT: „Fluidø“, Regie: Shu Lea Cheang, Deutschland, 2017)

Fluido
„Fluidø“ läuft ab 16. November 2017 im Kino

AIDS? Das gibt es im Jahr 2060 nicht mehr, die Krankheit wurde vor langer Zeit besiegt. Gewissermaßen. Ganz ausgelöscht ist der Virus nicht, vielmehr hat er sich angepasst und in Menschen wie Hans (Bishop Black) überlebt. Zum Glück! Schließlich hat deren Samenerguss berauschende Wirkungen auf den Rest der Menschheit, die darauf basierenden Drogen sind auf dem Schwarzmarkt sehr gefragt. Der Regierung gehen diese Aktivitäten aber ziemlich gegen den Strich, weshalb Androiden wie Natasha (Candy Flip) Jagd auf die Drogenhändler machen. Ungünstigerweise stellt sich jedoch heraus, dass auch diese Androiden empfänglich für diese berauschenden Wirkungen sind.

Es scheint mal wieder Zeit für Nackedeis zu sein. Während diese Woche mit Fikkefuchs böse Abrechnung mit durch Pornos verrohte Männer die Feuilletons bestimmt, kommt zeitgleich und etwas versteckt ein nicht minder freizügiger Film in die deutschen Kinos. Bei Fluidø zeigte man sogar noch deutlich weniger Hemmungen. Nicht nur, dass die meisten Menschen hier nackt oder zumindest sehr knapp bekleidet durchs Bild huschen. Die Sexszenen sind zudem sehr explizit, immer wieder sieht man eine Reihe von Männern, die fleißig onanieren – dem einträglichen Drogenhandel zuliebe.

Viel nackte Haut, kaum Inhalt
Die Protagonisten sind dabei hier deutlich attraktiver als bei der deutschen Konkurrenz. Sofern man sie denn als Protagonisten bezeichnen wollte. Sie werden anfangs zwar namentlich vorgestellt, doch damit endet die Charakterisierung bereits. Wir kennen im Anschluss die meisten Körperöffnungen der Figuren, was für Menschen sie sein sollen, das verschweigt uns Regisseurin und Drehbuchautorin Shu Lea Cheang jedoch. Gesprochen wird ohnehin recht wenig, in Fluidø werden in erster Linie Körperflüssigkeiten ausgetauscht, nicht Wörter.

Das ist bei der Taiwanesin eigentlich keine große Überraschung. Schließlich ist sie keine klassische Geschichtenerzählerin, sondern Multimediakünstlerin. Und dass sie futuristische Körperrangeleien als sehr fruchtbares Tätigungsfeld ansieht, das hat sie 2001 schon in I.K.U. bewiesen, ein angeblich von Blade Runner inspirierter Science-Fiction-Porno. Als tatsächlicher Spielfilm funktioniert Fluidø dann auch nicht so recht. Das Szenario ist bizarr genug, um neugierig zu machen. Cheang verzichtet jedoch darauf, aus diesem etwas Narratives ableiten zu wollen. So wie bei „normalen“ Pornos ist das Umfeld nur ein Vorwand, um eine Vielzahl von Berufskopulierern bei der Arbeit zu zeigen. Auch eine Form von Handlung.

Ist das Film oder kann das weg?
Ob ein solcher Film in die Kinos gehört, darüber lässt sich streiten. Auch darüber, ob Fluidø überhaupt ein Film sein soll und sich als solcher beurteilen lässt. Und doch wäre es irgendwo auch nicht richtig, ihn in eine Schublade mit den Massenonanievorlagen aus dem Internet gleichzustellen. Denn dafür ist das hier zu anders, zu fremd, zu experimentell, zu verspielt, oft trotz des Themas auch nicht erotisch genug. Zumindest manchmal ist das Gezeigte sogar richtig faszinierend, eben weil es nichts mit dem gemeinsam hat, was sonst auf deutschen Leinwänden zu sehen ist. Aber eben auch unerträglich repetitiv und zuweilen abstoßend. Der experimentelle Sci-Fi-Porno ist eine Zumutung. Aber immerhin eine, die man anschließend kaum mehr vergisst. Und von wie vielen Kinofilmen lässt sich das noch behaupten?



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„Fluidø“ zeigt uns eine zukünftige Welt, in der aus Ejakulationen von AIDS-Infizierten eine Droge gewonnen wird. Der Film ist ebenso bizarr wie sein Szenario und allein deshalb zumindest einen Blick wert. Als narratives Werk funktioniert das jedoch gar nicht, soll es vermutlich auch nicht: Die Handlung beschränkt sich größtenteils auf kopulierende und ejakulierende Menschen.
4
von 10