Die Frau des Zoodirektors
© Universal Pictures

Die Frau des Zoodirektors

(OT: „The Zookeeper’s Wife“, Regie: Niki Caro, UK/USA, 2017)

Die Frau des Zoodirektors
„Die Frau des Zoodirektors“ ist seit 14. September 2017 auf DVD und Blu-ray

Von überall her kommen Ende der 1930er die Menschen, um den Zoo von Antonina (Jessica Chastain) und Dr. Jan Żabiński (Johan Heldenbergh) zu sehen. Exotische Tiere sind dort zu finden, welche das Ehepaar liebevoll pflegt. Doch als die Deutschen in Polen einfallen, kann sich auch Warschau dem Krieg nicht entziehen. Bei Bombenangriffen werden große Teile zerstört, die wertvollsten Tiere bringt daraufhin der im Dienste der Nationalsozialisten stehende Chefzoologe Lutz Heck (Daniel Brühl) nach Deutschland. Dafür findet Antonina eine andere Verwendung für die Räume: Sie versteckt dort jüdische Polen, um sie vor dem Dritten Reich zu schützen. Doch damit bringt sie auch sich und ihre Familie in große Gefahr.

Lange wurde hin und her überlegt, am Ende blieb Die Frau des Zoodirektors der deutsche Kinostart jedoch verwehrt und muss sich mit einem reinen DVD-Start zufriedengeben. Das mag sicher auch an den ernüchternden Einspielergebnissen in den USA zu tun gehabt haben. Vielleicht war man aber auch der Ansicht, dass der deutsche Markt mit Holocaust-Filmen auch so schon mehr als gedeckt ist. Gerade im Dokumentarbereich war das Angebot mit unter anderem Ein deutsches Leben, Hitlers Hollywood – Das Deutsche Kino im Zeitalter der Propaganda 1933-1945 oder Austerlitz zuletzt wieder gut bestückt, die russisch-französische-deutsche Coproduktion Paradies bediente die Anhänger fiktionalisierter Geschichtsaufbereitung.

Schöne Tiere, hässlicher Kriegsalltag
Tatsächlich macht Die Frau des Zoodirektors dann auch erst mal wenig dafür, sich von den Massen thematisch ähnlicher Werke abzuheben. Die wunderbaren, exotischen Tiere zu Beginn sind natürlich ein seltener Anblick. Bald aber verschwinden sie völlig, ihre Schönheit diente in erster Linie dazu, den Kontrast zu dem bitteren Ende zu zeigen. Anschließend werden die Bilder deutlich trüber, immer wieder sehen wir die Menschen, wie sie sich in Käfigen bzw. dem Keller verstecken. Wenig Licht, graue Wände, dazu schäbige Kleidung – da wird schon auf den ersten Blick klar, in welcher furchtbaren Lage sich alle befinden.

Die Spannung des auf einer wahren Geschichte basierenden Films resultiert in erster Linie dann auch in der Frage: Kommen die Żabińskis damit durch? Werden sie doch irgendwann erwischt? Und wie geht es mit Heck weiter, der ständig um die schöne Antonina herumscharwenzelt? Der Zoologe ist noch mit die interessanteste Figur in dem Drama. Denn eigentlich wird man nie ganz schlau draus, ob er einer der guten oder der bösen sein soll. Für einen echten Schurken ist er zu sanftmütig. Als Held taugt er aber auch wenig, dafür nutzt er die Situation dann doch zu gern zu seinem eigenen Nutzen aus.

Ein Gutmensch aus dem Bilderbuch
Bei Antonina ist für Ambivalenz hingegen kein Platz. Sie wird gleich zu Beginn als Mutter aller Tiere vorgestellt, die jedes einzelne Exemplar beim Vornamen nennt oder verbal liebkost. Sie scheut auch nicht davor zurück, ihr eigenes Leben aufs Leben zu setzen, um einen kleinen Elefanten zu retten. Das bereit das Publikum auf die ebenso selbst- und furchtlose Rettungsaktion der Juden vor. Und natürlich sieht man Chastain (Zero Dark Thirty, A Most Violent Year) auch gern immer wieder zu, selbst wenn sie wie hier mit einem etwas komischen polnischen Akzent spricht. Als Figur ist eine derart weichgespülte Samariterfrau ohne jeglichen Makel jedoch ziemlich langweilig. Antonina fehlt einfach das Menschliche, um emotionale Wucht zu entwickeln.

Auch sonst wollte man das Publikum wohl möglichst schonen. Die grausamen Vorkommnisse im Warschauer Getto werden nur angedeutet, bildlich oder in Dialogen. Das missbrauchte Mädchen, eine der vielen Schützlinge, wird exemplarisch vorgeführt, ohne dass Regisseurin Niki Caro hier wirklich ins Detail gehen wollte. Das ist nicht grundsätzlich ein Makel, nicht jeder Holocaust-Film muss die Tragödie zelebrieren. Nur führt es hier dazu, dass die Bedrohung selten richtig spürbar wird. Am stärksten erschüttert noch der Einstieg, wenn der Zoo und seine Tiere das Ziel von Tod und Verwüstung werden. Anschließend schleicht sich das Drama zu sehr herum, ängstlich darauf bedacht, keinen falschen Schritt zu tun. Und das ist für das Porträt einer derart mutigen Frau dann doch ein bisschen wenig.



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„Die Frau des Zoodirektors“ erzählt mit erst schönen, später sehr trüben Bildern die Geschichte einer Frau, die während des zweiten Weltkriegs Juden in ihrem Zoo versteckte. Das ist prominent besetzt, aber sowohl bei der Hauptfigur wie auch der Handlung zu brav und ängstlich, um die verdiente emotionale Wucht zu entwickeln.
6
von 10