Die Frau im Mond
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Die Frau im Mond – Erinnerung an die Liebe

(OT: „Mal de Pierres“, Regie: Nicole Garcia, Frankreich, 2016)

Die Frau im Mond DVD
„Die Frau im Mond“ ist seit 6. Juli 2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich

Gabrielle (Marion Cotillard) hat es echt nicht einfach im Leben. Die große Liebe finden, mehr will sie ja gar nicht. Ihre Familie hat da jedoch ganz andere Pläne: Sie soll José (Alex Brendemühl) heiraten. Der ist grundsolide, verdient sein Geld als Saisonarbeiter und wird ihr die Flausen schon austreiben. Aber auch als verheiratete Frau sehnt sie sich nach etwas anderem, jemand anderem. Und diesen jemand scheint sie in André Sauvage (Louis Garrel) gefunden zu haben. Der wurde während des Zweiten Weltkriegs verwundet und befindet sich im selben Sanatorium, in dem Gabrielle wegen ihrer fragilen Gesundheit untergebracht wird. Ein Wink des Schicksals, davon ist sie überzeugt: Dieser Mann wird ihr Leben verändern!

Zu behaupten, Die Frau im Mond wäre von Kritikern gemischt aufgenommen worden, wäre eine ziemliche Untertreibung. Auf der einen Seite wurde das Drama in Frankreich für mehrere große Preise nominiert – unter anderem beim César und den Prix Lumières –, gerade der Auftritt von Marion Cotillard wurde oft gefeiert. Andere konnten dem Film aber nur wenig abgewinnen, verdammten ihn zu einem der schlechtesten der letzten Jahre. Was aber ist nun die Wahrheit?

Wenn doch nur alles anders wäre …
Diese Frage stellt sich Gabrielle auch oft genug, schließlich hat ihr Leben eher selten etwas mit ihrer Vorstellungskraft zu tun. Diese Frage wird einem aber auch als Zuschauer des Öfteren durch den Kopf schwirren. Denn so richtig schlau wird man nicht aus dieser Frau, die irgendwie grundsätzlich alles ganz anders haben will, als es gerade ist. Das erinnert mitunter an Madame Bovary, jenen Klassiker, in dem eine Frau in ihrem kleinbürgerlichen Leben erstickt. Die Vorlage von Die Frau im Mond bildet jedoch ein recht neuer Roman: Das gleichnamige Buch von Milena Agus stammt aus dem Jahr 2006. Regisseurin und Co-Autorin Nicole Garcia nahm das Werk aber eher als Inspirationsvorlage, verlegte die Handlung von Sardinien nach Frankreich und dokterte vor allem am Ende herum – einer der großen Kritikpunkte.

Der zweite betrifft die Darstellung der von Liebesleid und Sehnsucht geplagten Gabrielle. Auch wenn sich keiner so wirklich trauen mag, die für La Vie en Rose mit einem Oscar ausgezeichnete Actrice direkt zu kritisieren, so stößt doch die sehr zurückhaltende Interpretation von Liebe auf Unmut. Man sieht sie und Kollegen Louis Garrel (Le Redoutable) zwar durch die Betten turnen. Mit richtig viel Leidenschaft sind die gemeinsamen Szenen der beiden Schauspieler aber nicht verbunden. Für einen Film, der so sehr von einer sich verzehrenden Liebe träumt, ist das Ergebnis erstaunlich nüchtern und teilnahmslos. Was auch immer sich in den Protagonisten abspielt, es dringt nur wenig nach außen.

Hübsch anzusehen, aber wenig mitreißend
Zu sehen gibt es drumherum dafür mehr als genug. Die Einrichtung aus den 1940ern, die idyllischen Landschaften, vor denen Gabrielle leidet: Die Frau im Mond ist ein sehr schöner Film, dem man zwischendrin immer wieder gern zusieht. Alles ist hier irgendwie vom Feinsten. Aber auch das trägt zu dem Gefühl bei, dass sich Leute ein wenig mit Luxusproblemen herumschlagen. Dass da nur jemand seine eigene Langeweile überwinden will, weil er nix Besseres zu tun hat. Das kann man natürlich tun und auch zeigen. Man kann es aber auch lassen: Es fehlt irgendwie der zwingende Grund dafür, sich für die Geschichte zu interessieren, auch Gabrielle ist als Figur wenig fesselnd. Oder sympathisch. Zwei Stunden dauert Die Frau im Mond, kommt einem phasenweise aber deutlich länger vor.



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Eine Frau will richtig lieben, darf aber nicht. Das ist in „Die Frau im Mond“ zwar mit viel Leiden verbunden, aber nur wenig echter Leidenschaft. Das ist alles schön anzusehen, jedoch kaum mitreißend. Die großen Konflikte finden innerhalb der Protagonistin statt, ohne dass der Zuschauer wirklich miteinbezogen wird.
5
von 10