Warcraft The Beginning
© Universal Pictures

Warcraft: The Beginning

(„Warcraft“ directed by Duncan Jones, 2016)

Warcraft the Beginning
„Warcraft: The Beginning“ läuft ab 26. Mai im Kino

Die Erde ist verbrannt, die Pflanzen verdorrt, die Tiere tot – die Welt von Draenor ist dem Untergang geweiht. Doch eine Hoffnung gibt es für die Orks: Unter der Führung des mächtigen Zauberers Gul’dan (Daniel Wu) und mithilfe eines magischen Portals planen sie Azeroth zu erobern, das Reich der Menschen. Dessen König Llane (Dominic Cooper) will dem grausamen Beutezug der Invasoren jedoch nicht tatenlos zusehen und beauftragt den jungen Magier Khadgar (Ben Schnetzer) und den Krieger Anduin Lothar (Travis Fimmel) mit der Aufgabe, den mächtigen Wächter Medivh (Ben Foster) aufzusuchen und um seinen Beistand in der Not zu bitten.

Ein bisschen durfte man sich zuletzt wie in einer Zeitschlaufe fühlen. Erst flatterten die Angry Birds ins Kino, nun steht mit Warcraft: The Beginning eine zweite hoch budgetierte Adaption eines Computerspiels an, dessen Popularitätszenit schon eine Weile zurück liegt. Und doch könnten die Unterschiede kaum größer sein, nicht nur, was die Äußerlichkeiten angeht – Animationsfilms vs. Realfilm, kindlich-bunt vs. düster –, sondern auch das Konzept der Umsetzung. Wo die wütenden Vögel sich von der ohnehin kaum vorhandenen Geschichte der Vorlage lösten, um erstaunlich erfolgreich auch ein Nicht-Spieler-Publikum anzusprechen, setzt Regisseur und Ko-Autor Duncan Jones (Moon, Source Code) in erster Linie auf Fans. Und das in einem Ausmaße, dass der Rest etwas fassungslos vor der Leinwand hockt.

Dabei ist es nicht einmal so, dass einen die Geschichte mit einem so wahnsinnig komplexen Inhalt fordern würde: Die Orks haben ihre Welt zerstört und wollen sich nun die der Menschen nehmen, welche naturgemäß dagegenhalten. Das ist ein gerade im Science-Fiction-Bereich so gern genutztes Motiv, dass hier jede Erklärung zu viel wäre. Und wem es nur auf die Gefechte ankommt, die mal mit Waffengewalt, dann wieder mit Magie entschieden werden, der braucht auch tatsächlich nicht mehr zu wissen, sondern darf sich dem 160 Millionen Dollar teuren Effektspektakel hingeben. Und spektakulär ist es ja auch, gerade wenn Medivh mit seinen übermenschlichen Zauberkünsten die ganze Welt aus den Angeln zu heben scheint. Auch die Orks, welche ja einen beträchtlichen Anteil der gut zwei Stunden für sich in Anspruch nehmen, sind gelungen – gerade im Vergleich zu den etwas billig dreinschauenden Elfen, die hin und wieder mal in der Gegend herumstehen und von denen keiner weiß, wer sie eigentlich sind.

Problematisch wird es jedoch, wenn sich Warcraft: The Beginning aus dieser Comfort Zone entfernt und versucht etwas zu sagen. Denn das ist an manchen Stellen zu viel, an anderen zu wenig. Viel zu wenig. Immer wieder hat man in dem Film das Gefühl, dass es da eine reichhaltige Welt gibt, die es für den Zuschauer zu entdecken gilt. Aber diese Ahnung, sie blitzt eben nur kurz auf: in Anspielungen, in Namen, kurzen Nebensätzen, manchmal auch Bildern. Weiter geht es nicht, danach steht schon die nächste Szene an. Für Eingeweihte mögen diese Brocken ein Festmahl sein, endlich ist die liebgewonnene Welt zum großen Leben erwacht! Wer aber keine Vorgefühle und Vorkenntnisse mitbringt, der darf hier unentwegt mit den Schultern zucken, Azeroth und seine Bewohner bleiben einem so fremd, dass einem deren Schicksal relativ gleichgültig ist.

Aber selbst wer mit den eingeworfenen Namen etwas anfangen kann, steht in mancher Hinsicht etwas verloren da. Einzelne zwischenmenschliche Beziehungen, einige Figuren, sogar ganze Konzepte, die eine entscheidende Rolle spielen, werden hier nie wirklich schlüssig erklärt. Manches davon erschließt sich mit der Zeit, vieles aber auch nicht. Im Schweinsgalopp wird hier durch die Waldlandschaften gejagt, bei den halbherzigen Versuchen, manche Punkte und Ereignisse zu erklären wird es mitunter unfreiwillig komisch – was auch den teils fürchterlichen Dialogen liegt. Statt hier den nötigen Raum zu bieten, wird versucht, die Orks ein bisschen nachvollziehbarer, geradezu menschlich zu machen. Aber auch da ist Jones nur halbherzig bei der Sache. So schön es ist, die Gegenseite zeigen zu wollen, es beschränkt sich eigentlich auf zwei Vertreter der fremden Rasse: Durotan (Toby Kebell) und Garona (Paula Patton). Der Rest ist dann doch lediglich das böse dumme Monster, gegen das der Mensch im direkten Kampf nur dann eine Chance hat, wenn es dramaturgisch gerade in den Kram passt. Und da auch bei den beiden Vorzeigeorks der Sinneswandel stark überhastet und entsprechend wenig nachvollziehbar erzählt wird, dabei aber noch Zeit für viel Pathos, sogar auch Kitsch bleibt, ist Warcraft: The Beginning ein frustrierend schlampig zusammengeschustertes Fantasyabenteuer, das vielversprechend beginnt, später aber enorm abbaut.



(Anzeige)

„Warcraft: The Beginning“ reiht sich in die wenig ruhmreiche Galerie missglückter Spiele-Adaptionen ein. Anfangs vielversprechend und über weite Strecken bombastisch-effektvoll inszeniert, sind Inhalt, Figuren wie auch Dialoge zu wenig ausgearbeitet, manchmal wird es sogar unfreiwillig komisch.
4
von 10