Crossing Lines Staffel 3
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Crossing Lines – Staffel 3

(„Crossing Lines – Season 3“, 2015)

Crossing Lines Staffel 3
„Crossing Lines – Die komplette 3. Staffel“ ist seit 18. Februar auf DVD und Blu-ray erhältlich

Sie sind kurz davor, einen wichtigen Fall vor dem Internationalen Gerichtshof für sich zu entscheiden, da verschwindet ein enge Vertraute und Kollegin von Michel Dorn (Donald Sutherland) spurlos. Eine Entführung, so vermutet er, um das Verfahren zu sabotieren. Aber wer steckt dahinter? Und wo befindet sie sich jetzt? Um sie zu finden, reaktiviert er die europäische Sondereinheit des Strafgerichtshofs und ergänzt dieses um einige neue Mitglieder. Der deutsche Polizist Sebastian Berger (Tom Wlaschiha) und die Niederländerin Arabella Seeger (Lara Rossi) sind wieder mit von der Partie, bekommen nun aber Verstärkung durch den italienischen Kidnapping-Experten Marco Constante (Goran Višnjić), die amerikanische Ermittlerin Carine Strand (Elizabeth Mitchell), den Londoner Polizeibeamten Luke Wilkinson (Stuart Martin) und die britische Profilerin Elli Delfont-Bogard (Naomi Battrick) zur Seite.

Wer die zweite Staffel zur europäischen Koproduktion Crossing Lines gesehen hat, weiß dass diese mit einem äußerst dramatischen Finale und vielen offenen Fragen endete. Die größte Überraschung bei Beginn der neuen zwölf Folgen ist, dass sich hier kaum einer dafür interessiert. Beantwortet wird da nichts, eigentlich gibt es allgemein keine Kontinuität. Wie auch, wenn die Originaleinheit in der Zwischenzeit aufgelöst wurde? Ein bisschen dreist ist es schon, wie achselzuckend sich der früheren Figuren entledigt wurde. Was mit den anderen passiert ist, wird zu keiner Zeit gesagt, abgesehen von der ersten Folge nicht einmal angesprochen. Für Serienveteranen heißt es deshalb Abschied von den bekannten Gesichtern nehmen, vom ersten Team sind nur Tom Wlaschiha und die später hinzugekommene Lara Rossi übrig. Und eben Donald Sutherland als oberster Chef der Einheit.

Auch sonst erkennt man Crossing Lines teilweise kaum wieder: Wo man anfangs auf viel persönliches Drama setzte und dabei teilweise deutlich übers Ziel hinausschoss, gibt man sich nun spürbar nüchterner. In Staffel drei stehen die Fälle an sich im Mittelpunkt, nicht die Leute drumherum. Das ist prinzipiell recht angenehm so, zumal man bei den Geschichten doch ein breites Spektrum an Themen gefunden hat: Rechtsextremismus, Fußballgewalt, Menschenhandel, drohende Epidemien – inhaltlich gleicht keine Folge der anderen. Nicht alle davon sind gleich gelungen, bei einigen ist der Einsatz eines länderübergreifenden Teams auch nicht wirklich gerechtfertigt. Insgesamt wird aber gehobene Krimikost geboten.

Auch im Bezug auf den Faktor Sprache bemühte man sich dieses Mal um deutlich mehr Authentizität. Musste man sich bislang darüber ärgern, dass in der Serie grundsätzlich jeder mit jedem Englisch spricht, unabhängig von der jeweiligen Situation, wurde nun zumindest versucht, Crossing Lines tatsächlich ein internationales Flair gegeben, wie es der Inhalt auch verdient. Das wird nicht immer konsequent durchgezogen – nein, ein deutscher Vater würde mit seinem deutschen Sohn nicht Englisch sprechen –, trotz des fehlenden Feinschliffs ist die Atmosphäre aber schon um einiges stimmiger geworden.

In einem Punkt ist Staffel 3 den Vorgängern den Detailverbesserungen zum Trotz unterlegen: das Team an sich. Von der zwischenmenschlichen Dynamik – diverse Seitenhiebe inbegriffen – ist kaum mehr etwas übrig, es fehlt den neuen Ermittlern oft noch an einer echten wahrnehmbaren Persönlichkeit, auch die „Spezialfähigkeiten“ sind nunmehr kaum erwähnenswert. All das macht die Serie ein wenig austauschbarer und konventioneller. Wenn die Drehbuchautoren an den blassen Figuren noch etwas arbeiten, könnte die Serie durchaus ihren späten Höhepunkt finden. Aber auch so ist Crossing Lines ein durchaus annehmbarer, meist kurzweiliger Fernsehkrimi.



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Aller guten Dinge sind drei? Das vielleicht nicht, der Neustart der transeuropäischen Krimiserie ist durch die glaubwürdigeren, abwechslungsreichen Geschichten und das internationalere Flair aber auf dem richtigen Weg. Die neuen Ermittler sind im Gegenzug jedoch noch recht blass.
6
von 10