Sucker Punch

Sucker Punch

(„Sucker Punch“ directed by Zack Snyder, 2011)

Obwohl ich in Vergangenheit Zack Snyder durchaus verteidigt habe, kann ich nicht leugnen, dass der Inhalt seiner Filme durchaus fragwürdig ist. Nachdem ich an 300 einfach Gefallen daran fand das opulente Comic von Frank Miller auf der Leinwand zu sehen und ich bei Watchmen zunächst vor allem am Visuellen als Fanboy meine Freude hatte, so kann ich mit seinem jüngsten Werk leider nur sehr wenig anfangen.
Keine Frage, auch diesmal übertrifft man sich in Punkto Ästhetik, doch der markanteste Unterschied zu den bisherigen Filmen Adaptionen liegt darin, dass Snyder diesmal selbst als Schreiberling tätig war. Leider entpuppt sich diese „Entwicklung“ als großes Manko, denn obwohl Sucker Punch in seiner Machart durchaus punkten kann, langweilt sich der Zuschauer irgendwann an den sich ständig wiederholenden Erzählmuster.

Baby Doll (Emily Browning) wird von ihrem Stiefvater in eine Nervenheilanstalt eingeliefert. Das blonde Mädchen hat sich laut seiner Aussage nach dem Tod ihrer Mutter und ihrer kleinen Schwester psychisch nicht mehr erholt und stelle nach dem Mordversuch an ihm eine ernste Gefahr dar. Snyder suggeriert zwar, dass die Jugendliche zuvor von ihrem Ziehvater missbraucht wurde und daher im Affekt handelte, die folgenden Inszenierungen in der Klinik könnten aber auch bedeuten die süße Baby Doll hätte wirklich ernste Wahrnehmungsstörungen. Dort flüchtet die rebellische Göre nämlich mit ihren neuen Freundinnen/Mitinsassinnen in eine Traumwelt um der traurigen Realität, eine bevorstehende Lobotomie, zu entkommen. Wie Snyder nun diese Phantastereien einfängt ist rein optisch betrachtet sehr interessant. In Baby Dolls Illusion gelten weder physikalische noch zeitliche Gesetze, doch geht es stets nur darum ein großes Übel zu besiegen, selbstverständlich mit jeder erdenklichen Kampf- und Waffenkraft. Um es auf den Punk zu bringen: die feuchtesten Träume eines Nerds werden hier wahr. Leicht bekleidete Mädchen tänzeln mit Riesenknarren durch den Raum und bekämpfen dabei Samurai-Roboter im reinsten Computerspielstil.

Doch tolle Optik ist eben nicht alles und so kränkelt Sucker Punch an einer wirklich lächerlichen Story die wirklich kein Mensch braucht. Neben der Browning dürfen noch Abbie Cornish, Jena Malone, Vanessa Hudgens und Jamie Chung die vielen Bösewichter verkloppen, darunter Oscar Isaac, der hier als Oberfiesling und skrupelloser Vergewaltiger agiert, und natürlich auch die Wurzel alles Übels: deutsche Soldaten, diesmal allerdings keine Nazis, sondern symphytische Cyborg-Frontsoldaten mit Gasmasken aus dem 1. Weltkrieg.

Zack Snyder liebt anscheinend Klischees und er liebt es damit herumzuspielen. Nachdem er sich mit seinen vorhergehenden Filmen vermutlich ein ordentliches, finanzielles Polster geschaffen hat, konnte er sich hier gemeinsam mit seiner Frau Deborah einen Streifen ganz nach seinem Geschmack produzieren und den Flop an den Kassen wegstecken. Die mächtige Werbemaschinerie schaffte es zwar auch bei Sucker Punch bereits im Vorfeld einen Hype auszulösen, am Ende passten die Zahlen aber doch nicht, weshalb man nun wohl darauf bedacht ist wenigstens im Home Entertainment-Bereich etwas aufzuholen.

Für den deutschen Markt gibt es nun neben der DVD, die leider nur die geschnittene Kinoversion enthält, die Blu Ray als Extended Cut (gut 17. Minuten mehr Filmmaterial) und sogar eine limitierte Auflage, natürlich als Steelbook, wieder so etwas was der Nerd von Welt haben muss. Während Ton und Bild bei der blauen Scheibe eine gute Figur machen, stört das nicht vorhandene Wendecover, die enthaltenen Extras sind belanglos, und den wahren Nutzen einer Digital Copy habe ich sowieso nie ganz verstanden.

Wenn man auf visuelle Overkills steht und so wie ich, ein Faible für Comics und/oder Videospiele hat, durchaus einen Blick wert, aber seien wir uns ehrlich: einmal ausleihen reicht aus.



(Anzeige)