Der Mackintosh-Mann

Der Mackintosh-Mann

(„The Mackintosh-Man“, directed by John Huston, 1973)

Die 60er und 70er Jahre waren für Regisseur John Huston eine wenig fruchtbare Periode, bedenkt man, dass dieser Mann immerhin Klassiker wie Die Spur des Falken oder African Queen gedreht hatte und nun – bevor er in den 80er Jahren ein Comeback erlebte – einige wenig beachtete Filme vorlegte, von denen der spektakulärste wohl Die Bibel war, einer der größten Flops der Filmgeschichte. Inmitten dieser schwierigen Zeit führte Huston bei einem Agententhriller Regie, der nun auch nicht zu den großen Meisterwerken der Filmgeschichte gezählt werden kann, aber immerhin für 90 Minuten unbeschwerte Unterhaltung gut ist. Paul Newman ist Rearden, der von dem Briten Mackintosh (Harry Andrews) beauftragt wird, ein Päckchen mit Diamanten zu stehlen.

Der Auftrag wird zwar zur Zufriedenheit Mackintoshs ausgeführt, doch Rearden erhält wenige Zeit später Besuch von der Polizei. Diese hat einen anonymen Anruf erhalten, dass Rearden der Dieb der Diamanten sei, woraufhin die Polizei den überraschten Gentleman-Gauner in Gewahrsam nimmt. Es kommt zu einem Prozess, woraufhin Rearden verurteilt wird. 20 Jahre muss er im Gefängnis absitzen, doch er hat Glück, denn einer der Mitgefangenen unterbreitet ihm ein Angebot, das daraus besteht, eine Firma zu beauftragen, die ihn und einen Gefangenen namens Slade (Ian Bannen) aus dem Gefängnis herausholt und außer Landes schafft. Nachdem alle Formalitäten geklärt sind, führen die Fluchthelfer ihren Auftrag aus und schaffen Rearden und Slade aus dem Gefängnis in ein Anwesen in Irland.

Zu der Überraschung Reardens wird die Angelegenheit noch wesentlich komplizierter, denn hinter der Flucht-Aktion steckt ein politisches Komplott, sodass sich der Diamantendieb von mehreren Parteien verfolgt sieht. Er hat nur eine Chance: er muss aus den Fängen seiner Fluchthelfer entkommen und die Hintermänner zur Strecke bringen. Ihm zur Seite steht dabei die Tochter Mackintoshs – die hübsche Miss Smith (Dominique Sanda) – doch kann er ihr wirklich vertrauen?

« Der Mackintosh-Mann » ist weit davon entfernt, zu den besten Filmen von Regielegende John Huston gezählt zu werden, denn dafür hat der Agententhriller zu viele Probleme, Lücken und Löcher um vollends zu überzeugen, aber dennoch vermag Huston zumindest in der ersten Stunde für prächtige Unterhaltung zu sorgen, nicht zuletzt durch den großartig aufspielenden Paul Newman als coolen, unnahbaren Charakter à la Clint Eastwood. Newman ist zwar die ideale Besetzung, kann aber über offensichtliche Probleme dieses Werks nicht hinwegtäuschen.

Die anfangs angedeutete Liebesgeschichte ist unglaubwürdig, trivial, unoriginell und daher höchst uninteressant. Die Hintergründe des ganzen Geschehens, das Rearden mitmachen muss, ist für einen amerikanischen Thriller der 70er Jahre derart komplex, dass sich der Streifen selbst darin verfängt, was nicht nur in vielen Fragezeichen während des Films resultiert, sondern auch in zahlreiche angesammelte Löcher im Finale – so wird nie geklärt, wer denn nun der anonyme Anrufer war, der Rearden ins Gefängnis gebracht hat.

All diese Wirrungen könnten – ganz im Stil von Tote schlafen fest – durchaus etwas für sich haben, nur wird die ganze Handlung dadurch derart konstruiert, dass man zu keiner Zeit bereit ist, das zu glauben, was Huston dem Zuschauer auftischen will. Der Film ist unglaubwürdig und leidet vor allem am Ende sehr stark darunter, denn das letzte Drittel des Thrillers ist zudem im Gegensatz zu den ersten zwei stark ermüdend, da er dem Genre nichts Neues abzuverlangen mag und stattdessen auf ausgetrampelten Pfaden wandelt, die man bereits in den 70er Jahren zu oft beschritten hatte, um hier noch überzeugen zu können. Doch der Film hat auch positive Punkte, sodass ich hier noch eine kleine Empfehlung für Liebhaber des Genres aussprechen mag.

Der Streifen besitzt nicht nur erinnerungswürdige Szenen und Bilder, wie etwa die Verfolgung auf der irischen Hochebene, die stark an Hitchcocks 39 Stufen erinnert oder den Brand des irischen Anwesens. Er ist zudem mit einigen sehr spannenden Szenen gespickt, wie etwa die Jagd in den Autos auf (zu) schmalen Straßen der grünen Insel. Außerdem sind die ersten 60 Minuten sehr lebendig gestaltet, sodass die Handlung niemals zum Stillstand kommt, der Zuschauer nie die Gelegenheit hat, Langweile zu äußern. Sehr geschickt ist auch die Konzeption des Charakters Rearden, da man kaum etwas über die undurchsichtige Figur erfährt, sich nie über seine Wesenszüge sicher sein kann. So weiß man als Zuschauer zwar, dass er der Täter des Diamantendiebstahls ist und somit die auferlegte Strafe verdient hat – doch trotzdem ist man auf seiner Seite. Ein psychologischer Effekt, der den Thriller noch interessanter zu machen vermag.

Somit ist Der Mackintosh-Mann kein vollkommen missglückter Verfolgungskrimi, aber doch ein Werk mit vielen Schwächen, die zumindest in den ersten zwei Dritteln durch spannende Einfälle kompensiert werden können.



(Anzeige)

7
von 10