Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt

Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt

(„Scott Pilgrim vs. The World“ directed by Edgar Wright, 2010)

Dass die Nerds langsam aber sicher klassische Superhelden und hartgesottene Actionstars in den Kinosälen ablösen ist nach Filmen wie Kick-Ass, The Social Network oder auch Zombieland längst kein Geheimnis mehr. Regisseur und Autor von Shaun Of The Dead und Hot Fuzz Edgar Wright geht mit seinen neuen Film nun einen Schritt weiter und bringt den wohl „nerdigsten Nerdfilm“ aller Zeiten auf die große Leinwand.

Wright bediente sich hier beim gleichnamigen Comicbuch des Kanadiers Bryan Lee O’Malley und erhielt bereits im Vorfeld große Aufmerksamkeit die primär natürlich im Netz und auf Comicmessen manifestiert wurde. Ein weiterer Film, der wie so viele mittlerweile per Web 2.0 beachtlich gehyped und dank der zwei wirklich cool geschnittenen Trailer auch mich ganz zappelig auf den deutschen Kinostart warten ließ. Einen Film wie Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt sollte man übrigens bei Möglichkeit im O-Ton anschauen denn obschon die Synchronisierung nicht schlecht ist, gibt es einfach zu viele Ausdrücke die so einfach nicht übersetzt werden können.

Scott Pilgrim (Michael Cera) ist Mitte Zwanzig, arbeitslos und spielt in einer unbekannten Rockband aus Toronto, Kanada. Dass er Wohnung und Bett mit seinem schwulen Freund Wallace (Kieran Culkin) teilt und ein chinesisches, minderjähriges Schulmädchen (Ellen Wong) datet steigert nicht gerade seine Beliebtheit, zu allem Überfluss startet gerade seine Ex, die blonde Envy (Brie Larson) der er immer noch nachtrauert, eine erfolgreiche Karriere als Leadsängerin. Kurz gesagt, Scott ist ein Loser der nicht erwachsen werden will und auch gar nicht kann. Als er bei einer Party die mysteriöse Ramona Flowers (Mary Elizabeth Winstead) sieht scheint es Liebe auf den ersten Blick zu sein, doch er hat die Rechnung ohne den sieben, teuflischen Ex-Lovern der New Yorkerin gemacht. Um weiterhin mit Ramona zusammen zu sein muss Scott jede(n) Einzelne(n) im Kampf besiegen.

Man merkt schon bei der Inhaltsangabe, viel Story ist da beileibe nicht vorhanden, doch wo der Streifen punktet ist seine visuelle Umsetzung. Er leugnet dabei nicht seinen Ursprung, sondern comictypische Textboxen und eingeblendete KABOOM-Schriftzüge sind mehr als eine Hommage an die neunte Kunst. Sie werden genau wie auf dem Papier als stilistisches Mittel eingesetzt und verleihen dem Film somit seine Einzigartigkeit die sehr an Manga und Anime erinnert. Daneben gibt es noch viele Videospielzitate, hauptsächlich muss Scott Pilgrim ja mano a mano, also sozusagen in bester Tekken– oder Mortal Combat-Manier, seine Widersachern besiegen.

Michael Cera (Superbad) erscheint in dieser Hinsicht als perfekte Wahl. Der junge Schauspieler überzeugt mit seiner naiven und verklemmten Darstellung in jeder Hinsicht. Seine Figur, genauso wie der Rest der Charaktere, kann als Synonym für die heutige Jugend herangezogen werden. Kritisch oder gar doppeldeutig ist deswegen Scott Pilgrim aber dennoch nicht geworden, es bleibt ein purer Unterhaltungsfilm und das ist auch gut so.

Natürlich nimmt man sich hier selbst nicht allzu ernst, eine gewöhnliche Komödie entsteht aber deshalb nicht, da er quasi nur diejenigen Zuschauer amüsiert, die auf der einen oder anderen Weise sich selbst als Nerd bezeichnen würden. Für den Rest wirkt das Ganze wohl als überdrehter und überladener Trash mit irrelevanten Inhalt, ein Coming of age movie mit neumodischen Gadgets eben.

Während Edgar Wright in seinen vorgegangenen Filmen gemeinsam mit Simon Pegg popkulturelle Hinweise leidglich streute, geht er diesmal einen ganzen Schritt weiter und fabriziert einen Streifen für eine ganz bestimmte Zielgruppe, wohlwissend allerdings dass diese mehr und mehr wächst und heutzutage „ Nerd-sein“ so etwas wie eine Mode ist die man auf keinen Fall verpassen darf.

Ich persönlich wurde jedenfalls nicht enttäuscht und habe so ziemlich das erhalten was der Trailer verspricht. Scott Pilgrim vs. The World macht Spaß, bringt zwischendurch zum Lachen und wartet mit einem so noch nie gesehen Stil auf.



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