Der Solist

Der Solist

(„The Soloist“ directed by Joe Wright, 2009)

Dass Jamie Foxx die Rolle des abgewrackten Musikers beherrscht, konnte er bereits in Ray beweisen für dessen Leistung er sogar mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Diesmal schlüpft er in die Haut von Nathaniel Ayers, ein ehemaliger Musikstudent, dessen schizophrene Aggressionsausbrüche ihn letztendlich auf die Straße beförderten. Eines Tages wird der Obdachlose Ayers von Starjournalist Steve Lopez (Robert Downey Jr.) entdeckt. Sein bemerkenswertes Spiel mit einer nunmehr zweisaitigen Violine lässt den Kolumnenschreiber der Los Angeles Times eine Story wittern.

Fortan besucht er den Vagabunden regelmäßig in dessen Behausung unter der Straßenunterführung, schließt irgendwann sogar mit ihm Freundschaft und versucht den talentierten Mann auf die gerade Bahn zu führen, indem er ihn die LAMP Community, eine Einrichtung für obdachlose, psychisch Kranke, schmackhaft macht. Lopez’ Artikel über Ayers in der Zeitung finden ihr Publikum und relativ schnell bekommt der ehemalige Cellospieler nun sogar die Möglichkeit auf eine echte Karriere, doch seine Krankheit lässt den amerikanischen Traum schlussendlich platzen.

Der Streifen von Joe Wright basiert auf einer wahren Geschichte, als Vorlage wurde das Buch von Steve Lopez herangezogen. Primär erzählt der Regisseur das gegenwärtige Geschehen, doch ab und zu, meistens dann wenn musiziert wird, schweift er ab und beleuchtet in Form von Rückblenden Ayers’ Kindheit und Jugend. Größtes Problem dabei ist aber, dass die Erinnerungen bruchstückhaft sind und oftmals einfach im Raum stehen gelassen werden ohne näher darauf einzugehen. Lobenswerterweise wird im Rahmen des Hauptplots auch noch das Obdachlosenproblem in L.A. und die verheerenden Ereignisse von Hurrikan Katrina untergebracht, doch es reicht am Ende lediglich für einen erhobenen Zeigefinger und geht somit etwas unter.

Der Film schafft es an einigen Stellen zu bewegen, insgesamt war es aber jedoch nicht die Gefühlsachterbahn die ich mir im Vorfeld erwartete, zu distanziert wirkten da auf mich die Figuren und ihr Umfeld. Gut gelungen wiederum sind hingegen die sauberen Bilder die meist wie fotografiert wirken. Das Outfit und der „pennertypische“ Einkaufswagen, den Foxx immer mit sich schleppt, gefallen sehr und sind oft auch belustigend, man hätte aber vielleicht ein paar zerfetzte US-Fähnchen weniger anbringen können, man hätte trotzdem kapiert, dass der American Dream auch in den States endgültig ausgeträumt ist.

Wo Der Solist nun vor allem überzeugen kann, sind einmal mehr die Leistungen von Foxx und Downey Jr., wobei letzterer, ehemaliges Hollywoodproblemkind und heutiger Superstar, etwas im Schatten seines Kollegen tritt. Erwähnenswert auch noch Catherine Keener (Wo die wilden Kerle wohnen, Into The Wild), die hier als Ex-Frau von Lopez ein paar kurze Auftritte bekommt. Die musikalische Untermalung von Dario Marianelli beschränkt sich meistens auf die Stücke die Nathaniel spielt, bewegt sich also fast ausschließlich im klassischen Bereich und ist natürlich sehr passend.

Was bleibt sind gemischte Gefühle, denn der Streifen ist visuell wirklich bravourös in Szene gesetzt, scheitert aber daran den interessanten Inhalt nicht anspruchsvoll genug rüberzubringen. Das Endprodukt wirkt deshalb so, als ob es nicht die finale Version vorliege, sondern man einen Rohbau gesehen hat, bei dem noch viele Feinheiten erledigt werden müssten. Als Leih-DVD kann man sich die knapp zwei Stunden aber auf alle Fälle zu Gemüte führen und sei es nur wegen der tollen Bilder in denen zwei ausgesprochen sympathische wie talentierte Schauspieler ihr Handwerk ausführen.



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