Matrix Reloaded

Matrix Reloaded

(„The Matrix Reloaded“ directed by Andy & Lana Wachowski, 2003)

Matrix ReloadedAndy und Larry Wachowski (Speed Racer) setzen mit dem ersten Teil der Matrix-Trilogie die Ansprüche ungeheuer hoch an. So scheint es vorab schon ein Ding der Unmöglichkeit, darauf noch eins draufzusetzen oder aber, zumindest das Niveau zu halten.
Neo (Keanu Reeves) ist in der letzen von Menschen bewohnten Stadt Zion inzwischen als Auserwählter angekommen. Eine Bedrohung für Zion naht in Gestalt einer Armada von Wächtern, fliegenden Kampfmaschinen mit Metalltentakeln. Diese wollen sich in die unterirdisch liegende Stadt bohren, um die Menschheit endgültig zu vernichten. Morpheus (Laurence Fishburne) will mit seiner Crew der „Nebukadnezar“ und zwei weiteren Schiffen den Zentralcomputer der Maschinen ausschalten. Während sich die Bewohner von Zion also auf den Kampf mit den Wächtern einstellen und Morpheus auf eigene Faust handelt, ist Neo in der Matrix unterwegs. Dort trifft er u.a. auf den „Merowinger“ (Lambert Wilson), der den „Schlüsselmacher“ beherbergt, auf dessen Hilfe Neo angewiesen ist. Ferner trifft Neo auf den „Architekten“ (Helmut Bakaitis), der ihn vor die Wahl stellt, Trinity oder die Menschheit zu retten. Außerdem stößt er auf seinen Erzrivalen „Agent Smith“ (Hugo Weaving), dem er unfreiwillig dazu verholfen hatte, vollständige Unabhängigkeit vom System zu erreichen, was ihn noch gefährlicher als zuvor gemacht hat.
War bereits der erste Teil der SF-Trilogie von Querverweisen gespickt bis zum Rand voll (etymologische Bedeutungen von „Matrix“, „Neo“, „Morpheus“, „Trinity“, „Orakel“, „Agent“ „Nebukadnezar“ siehe Matrix), erfährt die Zitatenschlacht in Reloaded seine Fortsetzung. Die Figur „Merowinger“ ist als Anspielung auf das gleichnamige, älteste bekannte Königsgeschlecht der Franken (5. Jh. bis Mitte 8. Jh.) zu verstehen. Im Film ist der Merowinger eines der ältesten Programme der Matrix und erscheint als Adeliger.
Der „Schlüsselmacher“ weist zwar keinen tieferen Bedeutungsinhalt auf. Aber die Figur repräsentiert ein Stereotyp aus Fantasy und Science-Fiction und taucht so oder ähnlich vielerorts auf. Er verkörpert handwerkliche Fähigkeiten, die auf eine Meta-Ebene gehievt werden. So ermöglicht der „Schlüsselmacher“ den Zugang zu geheimen Verbindungsebenen und verborgenen Etagen.
Der „Architekt“ ist der Konstrukteur der Matrix bzw. der Matrizen, denn seinen Angaben zufolge ist die aktuelle Matrix bereits die sechste Variante. Der Begriff setzt sich aus den griechischen Wörtern αρχη [arché] (Anfang, Ursprung, Grundlage, das Erste) und τεχνη [techné] (Kunst, Handwerk) zum altgriechischen Begriff architéktos (Oberster Handwerker, Baukünstler, Baumeister) zusammen. Er steht auch für den Antagonisten zum „Orakel“ (Gloria Foster): Während das Orakel Fortschritt, Intuition, Irrationalität und Chaos verkörpert, ist der Architekt von Starre, Vernunft, Zweckrationalität und Ordnung geprägt.
Die Bezeichnung der unterirdischen Stadt verweist auf den hebräischen Begriff „Zion“. Seit der Eroberung durch König David wurde Zion zum Synonym für den Wohnsitz Jahwes (Gott Israels). Er rückte damit ins Zentrum der Hoffnungen des Judentums, die sich auf weltweite Anerkennung dieses Gottes und seiner Rechtsordnung richten. Der zionistische Gedanke führte im 20. Jh. schließlich zur Gründung Israels. So muss auch die Stadt in Matrix Reloaded verstanden werden: als ein Ort der Hoffnung, aber auch als letzte Zufluchtsstätte vor den Wächtern.
Alles in allem ist Matrix Reloaded ein unterhaltsamer SF-Action-Streifen mit Hang zur Mythologie. Im Gegensatz zum ersten Teil nehmen hier die Mainstream- bzw. Action-Elemente allerdings Oberwasser auf.



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