Palermo Shooting

Palermo Shooting

(„Palermo Shooting“ directed by Wim Wenders, 2008)

Palermo ShootingAnfangs war ich etwas skeptisch, da ich mir Campino, den Sänger der detuschen Punk-Rock-Band „Die Toten Hosen“ absolut nicht als Schauspieler vorstellen konnte. Allerdings muss ich zugeben war das gar nicht mal so schlecht auch wenn er öfters doch sehr hölzern und starr wirkte.
Campino spielt im Film von Wim Winders einen Starfotografen. Finn, so sein Name, kommt aus Düsseldorf und ist es gewohnt Models wie Milla Jovovich (die sich hier selbst spielt) abzulichten. Er ist ein gesuchter Künstler, in seiner Branche kennt ihn nahezu jeder und ständig klingelt sein Handy was neue Aufträge bedeutet. An Ausstellungen seiner Werke, bedeutende Shots für irgendwelche Modeschöpfer und wilden Partys scheint es nicht zu mangeln. Sein Privatleben allerdings scheint nicht so belebt zu sein, das symbolisiert wohl am besten das (fast) nackte Appartement das er bewohnt. Er hat weder Frau noch Kinder aber auch die sogenannten Freunde scheinen nur zu existieren wenn es nicht gerade um die Arbeit geht. Wenn er alleine an seinen Wohnzimmerfenster steht und die herrliche Aussicht genießt oder mit seinem teuren, klassischen Cabrio durch Düsseldorf fährt, muss ihm wohl so einiges durch den Kopf gehen. Als er schließlich eines Tages wie durch ein Wunder einen Autounfall überlebt beginnt sich in Finn etwas zu verändern.
Er selbst verrät dem Zuschauer zwar dass er nach diesem abstrusen Vorfall, in dem er wortwörtlich den Tod vor Augen hatte, sein Leben keineswegs mehr schätzt, doch spätestens nachdem er eine surreal wirkende Begegnung mit einem Schafzüchter auf den Rheinwiesen hatte merkt auch der unachtsamste Kinobesucher dass mit Finn etwas nicht stimmen kann. Das gerade vorbeiziehende Schiff das den Namen Palermo trägt bringt ihn auf eine Idee: Sizilien. Ein Mann mit seinen Connections hat eine Chartermaschine nach Palermo in nullkommanix organisiert und so spielt sich der Rest der ca. 125 Minuten Laufzeit in Italien ab.
Finn beginnt im Süden erstmals richtig über sein Leben zu reflektieren und entdeckt wieder die Lust der einfachen Fotografie weit weg von Sets und Büros in denen Fotomontagen zusammengekleistert werden. Es dauert gar nicht lange und schon trifft er auf die hübsche und ebenfalls kunstbegeisterte Flavia (Giovanna Mezzogiorno). Man ahnt dass sich eine filmtypische Romanze mit in die Länge gezogenen Szenen anbahnen wird aber dem ist überhaupt nicht so. Zu sehr ist Finn nämlich damit beschäftigt herauszufinden wer ihn verfolgt. Seit erdamals beinahe den Verkehrsunfall hatte scheint ihm ein düsterer Mann mit Kapuze ins Visier genommen zu haben. Finn ist jedoch nicht in der Lage zu unterscheiden ob es sich dabei um Halluzinationen handelt oder ob es tatsächlich der Tod höchstpersönlich (Dennis Hopper) ist der ihn da verfolgt. Die Pfeile die der Unheimliche auf ihn schießt wirken jedenfalls verdammt real….
Ein vielleicht nicht 100% gelungenes Experiment des deutschen Regisseurs. Die Ideen sind da und eigentlich auch gut doch dem Film fehlt das gewisse Etwas um wirklich ein Highlight zu sein. Vielleicht war es zu riskant Campino die Hauptrolle zu geben aber wie eingangs erwähnt konnte mich dieser eigentlich positiv überraschen. Der alte Punk spielt teilweise doch sehr glaubhaft, ich meinerseits jedenfalls habe ihm abgekauft dass er ein verirrter Künstler sein soll. Die Aufnahmen selbst fand ich weniger schön auch wenn das Sizilien von Wenders ein krasser aber toller Kontrast zu den von Giuseppe Tornatore ist.
Die bearbeiteten Themen stellen zwar auch nichts Neues dar, wenn aber Hopper darüber sinniert warum er, der Tod, geschmäht anstatt gehuldigt wird – er sei es ja doch der die Menschen von ihrem Leid befreie, ähnlich wie eine Hebamme einem das Licht der Welt schenke warte er eben am anderen Ende – fand ich das schon interessant und irgendwie auch sympathisch umgesetzt. Wenn ich mich richtig erinnere dann verrät Hopper uns nicht ob er nun wie die Hebamme „Licht“ oder aber die „Dunkelheit“ bringe. Es liegt also wohl am Zuschauer ob er den Tod negativ oder positiv besetzen möchte. Was hingegen nicht ganz gelungen ist, ist wohl ein kräftiger Aufschrei und das Verlangen nach Leben das der Film uns ja in gewisser Hinsicht lehren möchte. Vielleicht haben wir aber genau hier das Problem des starren Campino, der ja eigentlich zu einem völlig neuen Menschen werden sollte. Ich kann es nicht so ganz beurteilen ob es nun seine „Schuld“ oder sonst was am Film war das die Atmosphäre drückte.
Größter Pluspunkt des Streifens ist m.E. die Musik, für die Irmin Schmidt verantwortlich war. Wunderbar ausgewählte Songs beschallfen das Ganze, die man meistens in Stereo serviert bekommt, nämlich dann wenn der Hauptcharakter die Kopfhörer seines MP3-Players auspackt und einstöpselt.
Fazit: Ein Film den man gerne aber nicht zwingend schauen kann.



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