Lauf um dein Leben

Lauf um dein Leben

(„Corri, Uomo, Corri“, directed by Sergio Sollima, 1968)

Lauf um dein LebenAnscheinend komme ich noch nicht vom Western los: Nach meinen Reviews zu Der Gehetzte der Sierra Madre„, „Töte Amigound Yankeebespreche ich nun den letzten der drei Western Sergio Sollimas, der auch für das erstgenannte Werk die Regie geführt hat. „Corri, Uomo, Corri“ ist die Fortsetzung zu dem ersten der drei Western, da sie wie „La Resa dei Conti“ auch die Figur des Cuchillo als Hauptprotagonisten darstellt. Dieser wird auch wieder von Tomas Milian dargestellt, der auch das Titellied des Films singt. „Lauf um dein Leben“ ist genau wie seine Vorgänger ein außergewöhnlicher Western, der aus den Genrekonventionen, oder, hier besser, Subgenrekonventionen hervor sticht.
Im Film geht es um einen Goldschatz der in den Vereinigten Staaten begraben liegt. Dieser soll die Kosten der stattfindenden Revolution finanzieren, da er ganze drei Millionen Dollar wert ist. Cuchillo gelangt durch Zufall an die Karte die zu dem Versteck des Schatzes führt, doch wird er schon bald verfolgt, denn auch andere suchen nach dem Geld: Der Ex-Sheriff Nathaniel Cassidy (Donald O’Brien), ein paar französische Söldner und Revolutionäre unter der Führung des Generals Santilliana (John Ireland) und eine Bande von Banditen, die von Reeza (Nello Pazzafini) angeführt wird. Das ganze ähnelt eher einem Abenteuerfilm, als einem gewöhnlichen Western. Generell kann man in diesem Streifen viele verschiedene Genrethemen finden als gewohnt: Unter anderem auch das Revolutionsthema, denn ähnlich Sergio Corbuccis Vamos A Matar, Companeroswird die Revolution in Sollimas Werk auch als Vordergrund der Handlung  genutzt. Der Regisseur scheint zu verstehen, dass es wenig glaubhaft ist, in einem Unterhaltungsfilm eine wirkliche politische Botschaft unterzubringen, da diese, gerade bei einem Genre wie dem Western (amerikanischer wie italienischer) immer sehr im Schwarz/Weiß Denken des Zuschauers versinkt. Gerade in seinem letzten Western verlässt sich Sollima darauf, den Zuschauer durchweg zu unterhalten und das gelingt ihm, sieht man von einigen Längen ab, auch durchweg. Dabei hatte er bei diesem Western in Gegensatz zum Vorgänger „Faccia a Faccia“ durchaus weniger Möglichkeiten bei der Produktion: Um den Film noch rechtzeitig machen zu können verzichtete er auf das gewohnte Budget und drehte den Film mit kleineren Mitteln. Das schlägt sich vor allem in der Besetzung nieder. Zwar spielt wieder der Kubaner Tomas Milian die Hauptrolle, doch ist an seiner Seite diesmal nicht der Amerikaner Lee van Cleef sondern der Austalier Donal(d) O‘ Brien, der aber auch zu gefallen weiß.
Ansonsten finden sich im Cast noch Linda Veras als blonde Heilsarmistin Penny Bennington, Chelo Alonso als Cuchillos Freundin Dolores und einige Italowestern bewährte Nebendarsteller wie Dante Maggio oder Luciano Rossi. Allgemein lässt sich über die Besetzung schwer ein wirklich schlechtes Wort sagen, aber es ist schon schade, dass man nicht wieder einen zweiten bewährten Italowestern-Darsteller wie Gian Maria Volonte hat gewinnen können. Das Fehlen eines weiteren „Hauptdarstellers“ bewirkt auch, dass dieser Film durchweg um Milian zu kreisen scheint, der diese Position aber durch sein schauspielerisches Talent durchaus füllen kann.
Technisch zeigt sich der Film auf der Höhe der beiden anderen Genrefilme seines Regisseurs. Die Kamera besticht durch einige mehr als gelungene Landschaftsaufnahmen Almerias, die von Guglielmo Mancori geführt wurde. Auch visuell ist der Film sehr innovativ gestaltet: So erklärt die Eingangsstory kurz die Geschichte des Films und zeigt dazu fast comicartige Bilder, die auch an die Anfangscredits von Sergio Leones Zwei Glorreiche Halunkenerinnern. Das Drehbuch schrieb Sollima gemeinsam mit dem Autoren Pompeo de Angelis. Gemeinsam gelingt es ihnen, die Story sehr geradlinig zu Ende zu bringen. Die Musik stammt laut Abspann von Bruno Nicolai, der jedoch nur aus rechtlichen Gründen genannt wurde. Die Musik schrieb Ennio Morricone, der sich wieder einmal selbst übertrifft und für mich einen seiner schönsten Scores abliefert. Gerade das Titelthema passt hier ausgezeichnet und vermittelt einen sehr guten Eindruck der mexikanischen Revolution.
Schlussendlich lässt sich sagen, dass Sollima hier einen sehr gut gemachten und passenden Abschluss seiner Western gedreht hat, der jedem gefallen sollte, sofern er dem Genre etwas abgewinnen kann. Die DVD gibt es von Koch Media bereits zu einem sehr günstigen Preis und sie beinhaltet auch noch ein sehr interessantes Interview mit Regisseur Sollima, so dass man eigentlich nicht viel falsch machen kann, sofern man sich diesen Film zulegt.



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