Dogma
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Dogma

Inhalt / Kritik

„Überlasst das nur den Katholiken, die kriegen die Welt schon klein!“

Dogma
„Dogma“ // Deutschland-Start: 20. April 2000 (Kino)

Diesen sehr interessanten und witzigen Film von Kevin Smith sehe ich immer wieder gerne. Nicht nur, dass die 120 Minuten Laufzeit hervorragend unterhalten, sondern der eigentliche Kern beinhaltet die durchaus ernst zunehmende Frage, was wahrer Glauben ist.

Zwei gefallene Engel, Loki (Matt Damon) und Bartleby (Ben Affleck), haben es satt, in Wisconsin festzusitzen. Gott (Alanis Morissette) hat sie nämlich bis ans Ende der Menschheit dorthin verbannt und verwehrt ihnen den Zutritt ins himmlische Paradies. Die beiden werden von einem weiteren abtrünnigen Gottesdiener, dem Dämonen Azrael (Jason Lee), darauf aufmerksam gemacht, dass durch eine 100-Jahr-Feier einer ganz bestimmten Kirche in New Jersey ihnen gegen Gottes Willen die Absolution erteilt werden könnte. Sollte ihnen es allerdings gelingen, durch das Kirchentor zu wandern, würden sie die Unfehlbarkeit Gottes in Frage stellen und somit sein System zum Einsturz bringen, was wiederum die Negation des gesamten Seins nach sich ziehen würde.

Dummerweise ist Gott aber gerade bei einem seiner Minigolf-Ausflüge verschwunden und kann somit nicht selbst einschreiten. Deshalb soll der letzte, menschliche Nachfahre Gottes, Bethany Sloane (Linda Fiorentino), aktiviert werden, um Loki und Bartleby aufzuhalten. Die Frau wird von Gottes Stimme, dem Metatron (Alan Rickman) angesprochen und weiß anfangs nicht, was sie von der ganzen Geschichte halten soll. Sie ist zwar Katholikin, hat aber ihren Glauben schon vor langer Zeit verloren. Als ihr Metatron davon erzählt, dass Bethany von zwei Propheten aufgesucht werden wird, tut sie dies anfangs als Hokuspokus ab. Doch dann treten Jay (Jason Mewes) und Silent Bob (Kevin Smith) auf. Zwar machen die beiden bizarren Figuren nicht den Eindruck, als seien sie irgendwelche Seher geschweige denn biblische Propheten, doch Bethany vertraut auf ihr Herz und geht mit den beiden nach New Jersey. Unterwegs fällt ihnen wortwörtlich ein nackter, schwarzer Mann aus dem Himmel kommend vor die Füße. Er präsentiert sich als der dreizehnte – jedoch in der Schrift nicht vorkommende – Apostel Rufus (Chris Rock) und wird sie von nun an begleiten.

In der Zwischenzeit nähern sich der ehemalige Todesengel Loki und sein Weggefährte Bartleby ihrem Ziel und hinterlassen dabei ein Blutbad nach dem anderen. Durch eine spezielle Gabe ist es Loki möglich, diejenigen Menschen zu erkennen, die Sünden auf sich lasten haben. Da ihm damals, als ihn Gott verstieß, sein Feuerschwert abgenommen wurde, sorgt er jetzt mit einer „menschlichen“ Pistole für „göttliche“ Gerechtigkeit.

Einfach köstlich aber wie bereits der anfangs eingeblendete Schriftzug suggeriert, sollte man das Ganze nicht all zu ernst nehmen. Natürlich ist eine klare Kritik gegenüber dem Kirchenwesen herauszulesen und natürlich spielt Smith teilweise mit Vorurteilen, aber im Grunde hat sein Streifen Kopf und Fuß und gesteht im Grunde die Existenz Gottes ein, ist von daher also nicht blasphemisch. Diejenigen, die sich vor dem Kopf gestoßen fühlen, dürften genau die Zielgruppe darstellen, die Kevin Smith ärgern und vielleicht auch erhellen wollte. Die Filme, die ich bisher von ihm kenne, sind allesamt spitzenmäßig und sehr witzig. Ja, der in seinen Filmen immer wieder auftauchende Jay ist ein perverser und obszöner Mistkerl, aber gerade darüber muss man doch am meisten lachen oder nicht?

Kevin Smith ist übrigens auch ein sehr erfolgreicher Comicautor, dessen Werke ich weitestgehend empfehlen kann. Eindeutig ein Ausnahmetalent und seine Performance als Silent Bob ist teilweise auch zum Schreien komisch. Der restliche Cast macht seinen Job gut bis sehr gut. Dogma ist einer der wenigen Filme, wo ich keine Probleme damit habe, dass Ben Affleck eine Hauptrolle besetzt. Sehr lässig und witzig übrigens auch Salma Hayek in der etwas kleineren Rolle der Muse.

Mit fast 10 Jahren auf den Buckel wirkt das Ganze doch noch sehr frisch und wenn man sich die tagtäglichen Nachrichten über Glaubenskrieger und die Hassparolen in der Öffentlichkeit gegenüber anderen Religionen anhört, ist das Thema aktueller denn je. Kevin Smith zweifelt keine Sekunde die Existenz Gottes an, sondern hinterfragt die menschlichen Strukturen und Mechanismen, die wir als Religionen kennen. Er kritisiert, dass die Menschheit ständig ein Götzenbild braucht, das es anbeten kann und nicht einfach das angeblich offensichtliche aber nicht fassbare akzeptieren kann. Gut zum Ausdruck bringt das meiner Meinung nach die Szene in der Loki und Bartleby den gesamten Managerstaff der Zeichentrickfilm-Serie „Mooby“ erschießen. Es dürfte wohl kaum ein Zufall sein, dass Mooby eine goldene Kuh ist…

„Ihr gemeines Volk! Wenn’s keinen Film darüber gibt, braucht man es auch nicht zu kennen oder?“

Credits

OT: „Dogma“
Land: USA
Jahr: 1999
Regie: Kevin Smith
Drehbuch: Kevin Smith
Musik: Howard Shore
Kamera: Robert Yeoman
Besetzung: Ben Affleck, Matt Damon, Linda Fiorentino, Salma Hayek, Jason Lee, Bud Cort, Jason Mewes, Alan Rickman, Chris Rock, Alanis Morissette

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Wunderbar-komische Satire über intrigante Engel, die über die ganze Länge unterhält und auch nach Jahren immer noch ein toller Film ist.
9
von 10