Legend of Tarzan
© Warner Bros

Legend of Tarzan

(„Legend of Tarzan“ directed by David Yates, 2016)

Legend of Tarzan
„Legend of Tarzan“ läuft seit 28. Juli im Kino

Die Zeit, die der britische Adlige John Clayton III, Lord Greystoke (Alexander Skarsgård), als Affenzögling Tarzan durch den Dschungel geturnt ist, die liegt schon einige Jahre zurück. Und eigentlich hat er auch kein großes Interesse daran, wieder dorthin zurückzukehren, eine entsprechende Einladung des belgischen Königs Leopold II., den Kongo zu besuchen, lehnt er dankend ab. Erst als er von einer möglichen Versklavung der Bevölkerung erfährt, macht er sich gemeinsam mit seiner Frau Jane (Margot Robbie) und dem US-Gesandten George Washington Williams (Samuel L. Jackson) auf den Weg, um in seiner alten Heimat nach dem Rechten zu sehen. Ein Weg voll unliebsamer Überraschungen, wie sich später herausstellt, woran Leopolds durchtriebener Handlanger Leon Rom (Christoph Waltz) nicht ganz unschuldig ist.

Es ist ein wiederkehrendes Spiel in gängigen Foren, pünktlich zum Jahresauftakt: Die Suche nach dem größten Kinoflop des neuen Jahres. Legend of Tarzan war vorab einer der Favoriten für 2016 gewesen, tauchte immer mal wieder auf den entsprechenden Listen auf. Die Vorstellung war aber auch zu grotesk: Warum braucht es heute noch eine Neuverfilmung des schon über hundert Mal adaptierten Stoffes? Und vor allem für das astronomische Budget von 180 Millionen Dollar? Erschwerend kam hinzu, dass die Romanfigur von Edgar Rice Burroughs kurz nach dem Neuauftritt des anderen großen Dschungelhelden Mogli (The Jungle Book) auf die Leinwände kommen sollte. Und gleich zwei solcher Stoffe in unmittelbarer Folge, das konnte ja nur schiefgehen.

Gemessen an diesen miesen Erwartungen hat sich Legend of Tarzan dann aber doch recht wacker an den Kinokassen geschlagen, spielte bislang mehr als 300 Millionen Dollar ein. Und auch qualitativ kann sich das Abenteuer sehen lassen, wenngleich die Disney-Kollegen ein deutlich unterhaltsameres Werk abgeliefert haben. Bemerkenswert hierbei ist die etwas vertrackte Erzählstruktur: Der Film ist gleichzeitig Origin Story wie auch Fortsetzung, verknüpft unentwegt mehrere Zeitebenen miteinander. Sonderlich komplex ist die Geschichte jedoch nicht, zumindest nicht der Teil, der erzählt wird: Junge verliert Eltern, Junge wird von Gorillas aufgezogen, Junge lernt Mädchen kennen und verlässt mit ihr den Dschungel, Junge und Mädchen kehren in den Dschungel zurück. Erst durch die Aufhebung der Chronologie kommt ein wenig Spannung hinein, bis man weiß, warum der muskelbepackte Adlige überhaupt im Dschungel war, da vergeht schon einige Zeit.

Aber selbst dann bleiben Fragen offen: Manche Punkte werden eher umständlich erklärt, manche auch gar nicht. Dass ein Adliger beispielsweise Jahre nach der Rückkehr in die Zivilisation immer noch mit einem Sixpack herumläuft, die Begründung liegt weniger im inhaltlichen als vielmehr dem optischen Bereich. Dem wurde – angesichts der hohen Summen erwartbar – ohnehin eine große Bedeutung beigemessen. Leider ist Legend of Tarzan aber gerade in der Hinsicht eher ein wenig enttäuschend. So beeindruckend die perfekt geölte Effektmaschine auch ist, das Ergebnis sieht oft zu künstlich aus. Das betrifft zum einen wie so oft die Interaktion von realen und generierten Objekten, die hier einfach zwei inkompatible Welten bleiben. Zum anderen bleibt der Wald trotz der Gorillas und anderer Tiere recht leblos. Das Gefühl mitten in der Natur zu sein, stellt sich nie so recht ein.

Bei den menschlichen Kollegen sieht es nicht wirklich viel besser aus. Christoph Waltz und Samuel L. Jackson spielen nur Variationen ihrer Standardrollen, Alexander Skarsgård bekommt nicht viel Relevantes zu sagen. Einzig Margot Robbie darf hier etwas überraschen: Ihre Jane muss ausnahmsweise mal nicht von ihrem starken Freund gerettet werden, das macht sie schon selbst. Auch an anderen Stellen wurde die bekannte Geschichte leicht modernisiert, für die rassistischen Tendenzen der ab 1912 erschienenen Reihe ist heute kein Platz mehr. Spannender wurde sie dadurch aber nicht. Gerade zum Ende hin bedeutet Legend of Tarzan vor allem herumrennende Menschen, herumrennende Tiere, schnelle Schnitte und schnelle Tode. Teilweise ist das schick anzusehen, teilweise dann doch ein bisschen dick aufgetragen, teilweise auch einfach recht anstrengend so wie der bemüht düstere Film oft eher ermüdet als wirklich mitreißt.



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Tarzan ist wieder da! Oder auch nicht. Die Neuverfilmung ist durch die vertrackte Erzählweise gleichzeitig Origin Story und Fortsetzung. Ansonsten punktet das bemüht düstere, teils ermüdende „Legend of Tarzan“ eher durch beeindruckende Effekte als seinen Inhalt, wenngleich manches schon wieder übertrieben ist, der Film dadurch recht künstlich aussieht.
5
von 10