One Piece Episode of Nami
© 1999 Toei Animation Co., Ltd.

One Piece: Episode of Nami

(„Episōdo obu Nami: Kōkaishi no Namida to Nakama no Kizuna“ directed by Katsumi Tokoro, 2012)

One Piece Episode of Nami
„One Piece: Episode of Nami“ erscheint am 24. Juni auf DVD und Blu-ray

Die Schatzsuche muss warten! Anstatt sich mit seiner Crew weiter auf die Jagd nach dem legendären One Piece zu begeben, haben Ruffy und seine Piratencrew erst einmal andere Sorgen. Interne Sorgen. Ausgerechnet Nami, mit der sie jetzt schon so lange unterwegs waren, stibitzt ihnen das Schiff und segelt einfach davon. Und das nicht irgendwo hin, der Stützpunkt des bekannten Piraten Arlong ist das Ziel ihrer Freundin. Sofern sie denn tatsächlich eine Freundin ist, denn allem Anschein nach hat sie die ganze Zeit ihnen was vorgemacht, während sie in Wahrheit für den gefürchteten Arlong gearbeitet hat. Oder steckt da vielleicht doch ein bisschen mehr dahinter? Zumindest Ruffy ist felsenfest davon überzeugt, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zugeht.

Rund 750 Episoden der Serie, 82 Mangabände, dreizehn Kinofilme – da darf schon einmal ein bisschen überwältigt sein, wer mit One Piece in See stechen will. Braucht es da wirklich zusätzlich noch die TV-Specials? Jein. Für Langzeitfans bietet Episode of Nami nichts Neues, schließlich wurde hier ein früher Teilabschnitt der Serie neu erzählt und zusammengefasst. Anders als das kürzlich hierzulande erschienene Episode of Ruffy, welches ebenfalls der Vergangenheit eines Crewmitglieds gewidmet war, dient der Film daher weniger dazu, überzeugten Piratenanhängern noch mehr Hintergründe zu liefern und eine Persönlichkeit auszubauen.

Andererseits: Wiedersehen macht Freude, die Reise in die Vergangenheit funktioniert auch in der Kurzfassung gut und ist zudem überaus einsteigerfreundlich. Wer also später zu den Piraten gestoßen ist und den damaligen Arlong Park Handlungsstrang verpasst hat oder auch einfach nicht so viel Zeit investieren möchte, um Hunderte von Folgen einer einzigen Serie zu durchforsten, bekommt hier eine bekömmliche und größtenteils in sich abgeschlossene Geschichte, die relativ wenig Vorkenntnisse braucht und auch nur wenig mit der großen Schatzsuche verknüpft ist. Neulinge, die schon immer mal neugierig waren, worum es in dem Erfolgstitel von Eiichiro Oda eigentlich geht, können hier reinschnuppern. Vorgestellt werden die Figuren jedoch nicht, mit dem Ergebnis, dass die Crewmitglieder größtenteils völlig ohne Kontur bleiben. Dass sie kämpfen können, sehen wir, mehr wird nicht verraten.

Ganz typisch ist Episode of Nami indes nicht. Der Humor, sonst sicher ein integraler Bestandteil sowohl von Manga wie auch Anime, ist hier relativ sparsam eingesetzt. Natürlich gibt es nach wie vor kuriosere Gestalten, sowohl was deren Aussehen wie auch das Verhalten angeht. Wo sonst findet man zähnefletschende Riesen-Wasser-Kühe oder zwei Stockwerke große Fischmenschen mit einer Säge als Nase? Und auch die witzigen Gummifähigkeiten von Ruffy, der ansonsten nur relativ wenig zu tun bekommt, finden hier ihren kämpferischen Einsatz. Die Komik spielt jedoch insgesamt nur eine geringere Rolle, macht stattdessen einer großen, teils recht sentimentalen Tragik und diversen Kämpfen Platz.

Letztere sind überraschend blutig, wer One Piece für eine reine Kindersendung hält, wird sich etwas verwundert die Augen reiben, wie viele Leute hier am Ende draufgehen. Schade dabei ist, dass wohl auch bei Episode of Nami Zeit und Geld wohl etwas knapper waren, trotz der ungewöhnlichen Designs: Einen wirklichen Hinkucker hat das Traditionsstudio Toei (Dragon Ball Z: Kampf der Götter, Der gestiefelte Kater) hier nicht abgeliefert. Die Animationen sind oft einfach, die Bilder detailarm, manche Elemente wurden außerdem recht billig aus dem Computer zusammengeschustert. Das fällt vor allem während der vielen ruhigen Momente auf. Besser läuft es beim großen Endkampf, der so temporeich und mit Figuren bevölkert ist, dass man auf die technischen Defizite nicht wirklich achtet. Aber auch da wäre mehr Feinschliff schön gewesen, zudem ist er etwas zu lang geraten. Es bleibt aber trotz der Schönheitsfehler bei einem grundsoliden Ausflug der Piratencrew, der Action und Gefühl vereint und an manchen Stellen auch spannender wird.



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Weniger Humor, mehr Action und Drama: Das TV-Special „Episode of Nami“ ist nicht ganz typisch für die langjährige Animeserie, bietet aber ein stellenweise spannendes Abenteuer der Piratencrew, bei dem viele Figuren jedoch konturlos bleiben und dessen Optik oft enttäuschend billig ist.
6
von 10