Jordskott Staffel 1
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Jordskott – Die Rache des Waldes – Staffel 1

(„Jordskott“ directed by Henrik Björn and Anders Engström, 2015)

Jordskott Staffel 1
„Jordskott – Die Rache des Waldes – Staffel 1“ ist seit 3. Juni auf DVD und Blu-ray erhältlich

Es ist keine besonders freudige Rückkehr in die alte Heimat für Eva Thörnblad (Moa Gammel). Nicht nur weil ihr Vater kürzlich unter tragischen Umständen gestorben ist, sie hat auch selbst finstere Erinnerungen an den Ort. So ist ihre Tochter Josephine vor sieben Jahren bei einem Ausflug verschwunden. Während Eva fest an eine Entführung glaubte, war die Polizei davon überzeugt, dass das Mädchen im Fluss ertrunken ist. Als jedoch erneut ein Junge spurlos verschwindet, dafür ein mysteriöses Mädchen auftaucht, macht sie sich zusammen mit den Polizisten Göran Wass (Göran Ragnerstam) und Tom Aronsson (Richard Forsgren) auf die Suche nach Antworten.

Skandinavien, das war in den letzten Jahren die Heimat düsterer Thriller und Krimis, die tief in die menschlichen Abgründe schauen und gebrochene Anti-Helden auf Verbrecherjagd schicken. Alternativ ließen die Nordlichter Familiendramen auf nichtsahnende Zuschauer los, die einen den Glauben an das Gute im Menschen verlieren ließen. Beide Elemente sind auch in Jordskott zu finden, erweitert jedoch um Mysteryelemente, die nach und nach eine immer fantastischere Richtung einschlagen und uns mitnehmen in das Reich der Legenden, von Feen und Naturgeistern, von Flüchen und sonderbaren Kräften.

Bis es aber so weit ist und man merkt, dass da noch etwas anderes in Schwedens Wäldern umhergeht, das dauert eine Weile. Filme aus dem Norden haben es ja tendenziell eher selten eilig, und auch bei Jordskott lässt man sich gern ein bisschen mehr Zeit. Schwäche oder Stärke? Das ist bei der TV-Serie nicht so ganz klar – wie so vieles –, irgendwie ist es beides ein bisschen. Auf der einen Seite ist die unglaublich dichte Atmosphäre natürlich auch diesem Verwirrspiel geschuldet, das finstere Männer wie Harry Storm (Ville Virtanen) durch die dunkle, undurchsichtige Natur schleichen lässt, ohne dass man weiß, wer er ist oder was er da zu suchen hat. Denn spannend ist sie ja, die schwedische Produktion, fesselt und lässt einen rätseln, um was es hier eigentlich geht. Manchmal wird es dabei sogar ausgesprochen bizarr, ein bisschen an Hannibal erinnernd, bizarr und verstörend, sodass es eigentlich gar nicht mehr viel brauchen würde, um reine Horrorgefilde zu betreten.

Aber das ist eben nur manchmal der Fall, zwischendrin darf es kräftig menscheln und dabei auch wieder in besagten Abgrund schielen. Und hier ist es nicht immer von Vorteil, gemütlich einen Halbschritt nach dem anderen zu gehen. Väter, die ihre geistig zurückgebliebenen Söhne nicht anerkennen wollen, todkranke Mütter, ein erbitterter Sorgerechtsstreit um ein stummes Mädchen – der Geschichte selbst hat das nicht so wahnsinnig viel gebracht, hier dicker auftragen zu wollen und ein Drama draus machen zu wollen, das unglaubwürdiger ist als die Fantasyelemente. Interessant sind nur die verschiedenen Eltern-Kinder-Konzepte, die hier aufeinandertreffen und einen vor die Frage stellen: Wie weit würdest du für dein Kind gehen?

Aber auch der übernatürliche Teil gibt manchmal ein wenig Anlass zur Frustration. Einige Punkte werden immer nur angedeutet, hinter zugezogenen Vorhängen gezeigt und letzten Endes nicht einmal zu Ende erzählt – wohl auch, weil man sich die Option einer zweiten Staffel offenhalten wollte. Dafür sind andere Elemente von Jordskott bereits enthüllt, bewegen sich dann aber dennoch nicht weiter, wollen einfach nicht zum Schluss kommen. Der sehr starke Eindruck, den die Serie anfangs dank ihrer geheimnisvollen Stimmung hinterlässt, er hält nicht so ganz über zehn Folgen. Ein überzeugender Beweis dafür, dass aus Skandinavien aber eben auch andersartige dunkle Stoffe kommen können, das ist die Geschichte um verschwundene Kinder allemal, zumal längere Mysterywerke ohnehin viel zu selten ihren Weg auf hiesige Bildschirme finden und die Schweden hier die Sehnsucht nach folkloristischen Alpträumen ganz gut bedienen.



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„Jordskott“ fängt stark an, erzeugt eine dichte und überaus mysteriöse Atmosphäre und lässt sich lange nicht in die Karten schauen. An manchen Stellen ist das dann aber doch ein wenig zu gemächlich, gerade die dramatischen Elemente nehmen mehr Zeit an, als sie verdienen.
7
von 10