Queens Blade Rebellion
© 2012 Hobby JAPAN/QUEEN’S BLADE REBELLION PARTNERS

(„Queen’s Blade: Rebellion“ directed by Yōsei Morino, 2012)

Queens Blade RebellionDie Königin ist fort, lang lebe die Königin? Nicht so wirklich. Zwar dankte nach dem Ende des „Queen’s Blade“-Turniers die amtierende Aldra ab, das Land hat aber nicht wirklich davon profitiert. Schließlich ist es nicht die rechtschaffene Leina, welcher nach dem Sieg eigentlich der Thron zugestanden hatte, die diesen besteigt, sondern ihre Halbschwester Claudette. Und die ist derart berauscht von der Macht und ihrem Hang zu einer strengen Hand, dass sich auf dem ganzen Kontinent Menschen zusammenschließen, um die Tyrannin zu stürzen. Annelotte Kreutz ist eine davon, welche notfalls mit Waffengewalt für eine bessere Zukunft sorgen wollen. Im Schlepptau hat die charismatische Anführerin gleich mehrere Damen, die ihr an den Lippen kleben. Und manchmal auch an anderen Körperteilen, wenn es die Gelegenheit zulässt.

Aller guten Dinge sind drei? Nein, nicht wirklich. Zumindest nicht in der Welt von Queen’s Blade. Aber das war auch kaum zu erwarten bei einer Serie, die zwei schlechte bis mäßige Staffeln und eine ebenso langweilige Begleit-Direct-to-Video-Produktion (Beautiful Warriors) abbekommen hat. Dabei bestand bei Rebellion zumindest die Chance, dass sich etwas tun würde. Nicht nur, dass hier ein neuer Regisseur sich an der Adaption der Spielbuchreihe versuchte, es gab auch ein neues Figurenensemble: Ein paar kleinere Gastauftritte schließen an die Vorgänger an, dazu wurden noch diverse Anspielungen an die Vorgeschichte eingebaut, ansonsten tummeln sich nun ganz neue Frauen auf den Straßen und Wegen des Königreiches. Und tatsächlich auch mal der eine oder andere Mann, der aber aufgrund seiner fehlenden weiblichen Körperteile für das Zielpublikum aber uninteressant ist und dann auch gleich wieder eingemottet wird.

Denn darum ging es bislang, darum geht es auch hier: Frauen, Busen, Hintern. Zu jeder Zeit, an jedem Ort, egal, ob das nun gerade angebracht ist oder nicht. Das kann mal lustig sein, beispielsweise wenn sich die Sollbruchstelle einer mächtigen Ritterrüstung ausgerechnet im Brustbereich findet, so wie eigentlich alle Kleidungsstücke so schlecht gefertigt sind, dass sie nur bei der leisesten Berührung an strategisch wichtigen Stellen entzwei gehen. Und auch die schon in Staffel 2 eingeführten grotesk-vulgären Anbetungsposen der Priesterinnen sind wieder dabei. Aber das ist die Ausnahme, ansonsten versuchte man nicht einmal, den häufigen Nacktszenen einen interessanten Kontext zu geben, was zumindest manchmal bei Ecchi-Werken Unterhaltungswert hat.

Allgemein ist der Humor dieses Mal spürbar reduziert worden. Ein paar kuriose Figurenneuzugänge sind tatsächlich für etwas Erheiterung gut, darunter eine riesige Roboter-Dienstmädchen-Elfe und zwei blutrünstige Plüschdämonen. Für eine ganze Staffel reicht das aber nicht aus, spaßig ist Rebellion höchstens gelegentlich. Eigentlich schwankt der Anime zwischen nervig – bei dem penetranten kleine-Schwester-Komplex etwa, den sämtliche Begleiterinnen von Annelotte entwickeln – und langweilig. Der Aufstand gegen die Königin, es mangelt ihm sowohl an Spannung wie auch an originellen Einfällen, die Serie ist auch durch den Wegfall des eigentlich titelgebenden Turniers inhaltlich so gewöhnlich, dass sie in ihren besten Momenten völlig austauschbar ist.

Und auch visuell bleibt der Anime ein recht bescheidenes Vergnügen. Die Umsetzung durch das Animationsstudio Arms (Elfen Lied, Samurai Girls) begnügt sich erneut mit einfachen Hintergründen und sehr billigen Spezialeffekten. Da auch die Designs größtenteils öde sind, von den unförmigen Krötenmonstern bis zu den Kulleraugenkriegerinnen, lediglich die vereinzelte Elektromusik aus der unansehnlichen Körpermasse hervorsticht, ist Queen’s Blade: Rebellion nur Fans der Vorgänger zu empfehlen oder auch Zuschauern, die die Qualität eines Animes an der Menge sichtbarer Haut festmachen. Der Rest darf die mäßige Serie ignorieren und sich spannenderen Dingen des Lebens zuwenden.



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Auch bei der dritten Staffel von „Queen’s Blade“ muss man seine Ansprüche an Inhalt wie Optik weit herunterschrauben. Der „Reiz“ der Spielbuchumsetzung besteht darin, dass Frauen in jeder sich bietenden Situation ihre Klamotten verlieren. Wer mehr braucht als das, der wird sich über den einfallslosen Fantasy-Anime ärgern oder einfach nur ziemlich langweilen.
4
von 10