Die Hexe und der Zauberer
© Disney

Die Hexe und der Zauberer

(„The Sword in the Stone“ directed by Wolfgang Reitherman, 1963)

Die Hexe und der ZaubererSeit dem Tod des letzten Königs ist der Thron Englands verwaist. Zwar heißt es, dass derjenige ihn besteigen wird, der das Schwert aus dem Stein ziehen kann. Da aber keiner aufzutreiben ist, dem das gelingt, gerät die Prophezeiung nach und nach in Vergessenheit. Nur der alte Zauberer Merlin ist noch immer von deren Richtigkeit überzeugt, umso mehr, als er dem von allen nur Floh genannten Waisenjungen begegnet und unter seine Fittiche nimmt. Flohs Ziehvater, der Ritter Sir Hector, hält jedoch nur wenig von Merlins Versuchen, aus dem Jungen mehr zu machen, was immer wieder zu Konflikten führt.

Manchmal reicht der Blick auf den Titel eines Films, damit man weiß, was von ihm zu halten ist. Siehe Die Hexe und der Zauberer. Nicht nur, dass dieser so rein gar nichts mit dem englischen Originaltitel zu tun hat, er führt auch ziemlich in die Irre. Denn eigentlich ist es ja Floh, der hier die Hauptfigur ist und beim Zauberer in die Lehre geht. Die Hexe hingegen hat nur einen recht kurzen Auftritt. Der ist dafür so gut, dass alles andere im Vergleich verblasst, die garstige Madame Mim erfreute sich im Anschluss so großer Beliebtheit, dass sie immer wieder in Donald-Duck- wie auch Micky-Maus-Geschichten einen Auftritt bekam.

Während jener effekt- und gaggeladene Endkampf zwischen den beiden Magiebegabten in die Disney-Geschichte einging, ist der Rest des Films sehr viel weniger spektakulär. Erzählt wird in der Adaption des Romans „Der König auf Camelot“ von T. H. White, wie der junge Arthur vom einfachen Waisenjungen zum König Englands wurde. Das ist jedoch nicht mit großen Schlachten oder Heldentaten verbunden, hat auch nur wenig mit der berühmten Legende zu tun, vielmehr ist der 18. abendfüllende Animationsfilm von Disney eine humorvoll aufgezogene Coming-of-Age-Geschichte.

Einen wirklich durchgängigen roten Faden gibt es dabei nicht, stattdessen besteht Die Hexe und der Zauberer aus einer Aneinanderreihung von Einzelepisoden ohne größeren Zusammenhang, vergleichbar zu Das Dschungelbuch, welches Regisseur Wolfgang Reitherman im Anschluss in Angriff nahm. Eine echte Spannungskurve tritt dadurch nicht auf, zwischenzeitlich geht ein wenig das Ziel der Geschichte verloren. Langweilig wird es aber nicht, wenn Floh und Merlin als verwandelte Tiere auf „Artgenossen“ treffen, kann es schon einmal etwas mehr zur Sache gehen.

Von diesen kleineren actiongeladeneren Momenten einmal abgesehen konzentrierte man sich aber auf die komischen Aspekte von Arthurs Jugendjahren. Wunderbar ist hierbei die chronisch mürrische Eule Archimedes, welche es sich nicht nehmen lässt, über alles und jeden zu meckern, und somit für die meisten Lacher verantwortlich ist. Aber auch der tendenziell verwirrte Merlin und das gelegentliche Ausbrechen aus dem Mittelalter zaubern immer mal wieder ein Lächeln aufs Gesicht. Zu den ganz großen Klassikern wurde Die Hexe und der Zauberer aufgrund der etwas zerfahrenen Geschichte nicht, geriet trotz seinerzeit guter Einspielergebnisse später sogar ein wenig in Vergessenheit. Spaß macht der Zeichentrickopa aber, selbst ohne Nostalgiebonus, hat einige sehr schöne Hintergrundbilder und witzige Figuren zu bieten. Und vielleicht auch bald ein Remake: Wie zuletzt bei The Jungle Book und Cinderella soll Disney an einer Realfilmvariante arbeiten.



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Durch das Fehlen eines roten Fadens kommt das episodenhafte „Die Hexe und der Zauberer“ nicht so ganz in die Gänge, bietet aber immer mal wieder witzige, schön bebilderte Momente sowie einen Endkampf, der in die Zeichentrickgeschichte einging.
7
von 10