Jormungand Perfect Order
© 2012 Keitaro Takahashi, Shogakukan/project JORMUNGAND

Jormungand: Perfect Order

(„Jormungand: Perfect Order“ directed by Keitaro Motonaga, 2012)

Jormungand Perfect Order
„Jormungand: Perfect Order“ ist auf zwei Volumes verteilt (Vol. 3 + 4) auf DVD und Blu-ray erhältlich

Wer mit Waffen handelt, der macht sich naturgemäß nicht nur Freunde. Aber was andere von ihr halten, das war für Koko Hekmatyar schon immer sekundär, so lange sie nur für ihre Ware bezahlen. Eine Ausnahme gibt es aber: Jonah, ein ehemaliger Kindersoldat, der ihr tatsächlich ans Herz gewachsen ist. Und das, obwohl der Junge aufgrund seiner eigenen Lebensgeschichte Waffen über alles verabscheut. Beide Seiten haben sich mit ihren unterschiedlichen Standpunkten arrangiert, beim Kampf gegen Konkurrenten, Agenten und Geheimdienste ist ohnehin kein Platz für persönliche Befindlichkeiten. Als Koko ihrem Team von einem geheimen Plan erzählt, droht die Gemeinschaft aber endgültig auseinanderzubrechen.

Wer nicht genug bekommen kann von der toughen Waffenhändlerin Koko, der darf sich freuen, dass nach Staffel eins von Jormungand nun auch die zweite mit dem Titel Perfect Order komplett auf Deutsch vorliegt. Und auf den ersten Blick bieten die neuen zwölf Folgen genau das, was Anhänger schon an dem vorangegangen Dutzend schätzen: viel Action, einiges an Blut, betont coole Charaktere, exotische Kriegsschauplätze und ein bisschen Humor. Also alles beim alten? Jein, teilweise geht die Adaption von Keitarō Takahashis gleichnamigen Manga beim zweiten Abschnitt dann doch neue Wege.

Auffällig ist beispielsweise die Rolle von Jonah: Wurde der in Staffel eins noch als zweite Hauptfigur neben Koko eingeführt, ist er diesmal nur einer von vielen. Nur selten wird noch auf seine Vergangenheit verwiesen, zum Schluss hin darf er sich auch mal zu Wort melden. Die restliche Zeit hätte man ihn aber ebenso gut einfach weglassen können. Dafür tauchen ein paar neue Gestalten auf, die mal auf der Seite der „Helden“ stehen, mal als Gegner auftreten, die sich manchmal aber auch weder der einen noch der anderen Seite zuordnen lassen.

Das passt dann insgesamt recht gut zu Jormungand: Perfect Order, denn auch beim zweiten Anlauf handelt die Serie sehr davon, was in Kriegszeiten abseits des eigentlichen Kriegsschauplatzes so vor sich geht. Die Kombination aus Hinterzimmergeschäften und Verschwörungen à la Ghost in the Shell: Stand Alone Complex machen so erneut die Stärke des Animes aus, hier ist praktisch alles und jeder irgendwie ambivalent. Dieses Mal ist er in der Hinsicht sogar noch ein bisschen runder, da der Ton etwas einheitlicher wurde. Ganz verschwunden sind die seltsam unpassenden Humorversuche, die auch vor plumpen Busenwitzen nicht Halt machen, zwar nicht, sie sind aber seltener geworden, die Charaktere sind geerdeter, nicht ganz so over the top wie zuvor.

Der tendenziell düsteren Atmosphäre kommt das sicherlich zugute, bei der Geschichte hapert es jedoch ein wenig. Einen wirklichen roten Faden braucht hier keiner zu suchen, stattdessen besteht Jormungand: Perfect Order aus unzusammenhängenden Einzel- bzw. Doppelepisoden, die keine wirkliche Entwicklung zulassen. Erst zum Schluss hin wird ein Ziel vor Augen deutlich, das den Zuschauer auch mit erschreckend aktuellen moralischen Fragen konfrontiert, der Anime schlägt dabei eine recht unerwartete Richtung mit dystopischen Anleihen ein. Das volle Potenzial wird dabei jedoch kaum genutzt, es holpert dabei ziemlich, das Ende drückt sich vor einer Auflösung, so richtig nachvollziehbar wird es an dieser Stelle auch nicht.

Mehr als solide Unterhaltung wird deshalb erneut nicht geboten. Wem Staffel eins gefallen hat, der sollte aber auch hier nicht unglücklich werden, der Rest darf sich immerhin auf einige optische Leckerbissen vom Animationsstudio White Fox (The Devil Is A Part-Timer!, Akame ga Kill!) freuen. Das betrifft weniger die teils gewöhnungsbedürftigen Designs der Figuren mit ihren spitzen Kinns und weißen Haaren oder die Animationen – die sind oft nur Durchschnitt, manchmal arbeitet man auch völlig mit Standbildern –, sondern eher das Drumherum. Die Hintergrundbilder sind gut anzusehen, gerade auch die gelegentlichen Wüstenaufnahmen, dazu gibt es schöne Regeneffekte und ein ausgiebiges Spiel mit Unschärfen.



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„Jormungand: Perfect Order“ ist aufgrund des einheitlicheren, weniger auf Humor vertrauenden Tons insgesamt stimmiger als die erste Staffel. Das Potenzial des Waffenhandelszenarios wird jedoch nur manchmal genutzt, mehr als solide Unterhaltung ist trotz einiger optischer Leckerbissen da nicht drin.
6
von 10