Cool McCool
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(„Cool McCool“, 1966-1969)

Cool McCool
„Cool McCool – Die komplette Serie“ ist seit 20. Juli auf DVD erhältlich

Helden sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren? Ach was, auch früher schon gab es designierte Retter, die irgendwie zu gar nichts in der Lage waren. Den Beweis liefert Teil 67 unseres fortlaufenden Animationssspecials, für das wir fast 50 Jahre zurück in die Vergangenheit reisen.

Er hat die neueste technische Ausrüstung, einen schicken Trenchcoat und einen eindrucksvollen Schnurbart. Nur beim Talent, da ist Geheimagent Cool McCool weniger reich beschenkt worden. Tollpatschig und planlos versucht er die Verbrecher der Stadt aufzuhalten, was ihm meistens auch gelingt, wenn auch nicht unbedingt so wie gedacht. Damit treibt er seinen Chef Nummer Eins regelmäßig zur Weißglut, richtet ein ums andere Mal ein riesiges Chaos an. Dabei würde Cool doch so gerne in die Fußstapfen seines Vaters treten, der einst ein angesehener Cop war.

James Bond, Mit Schirm, Charme und Melone, Solo für O.N.C.E.L., Kobra übernehmen Sie – die 60er Jahre sahen die Geburt zahlreicher Agentenfilme und –serien, deren Popularität bis heute anhält, die teilweise noch immer die Grundlage für Kinofilme bilden (zuletzt: Codename U.N.C.L.E. und Mission: Impossible – Rogue Agent). Und wie immer: Wo viel Erfolg, da viele Nachahmer, da aber auch diverse Parodien. Schon 1965 startete die Kultserie Mini-Max, ein Jahr drauf folgte das hierzulande eher unbekannte Cool McCool. Auch hier wurde das populäre Genre aufs Korn genommen, zum einen durch die Unfähigkeit des Titelhelden, aber auch durch seine seltsamen Gadgets, darunter ein Auto, das auf Pfiffe reagiert, und natürlich sein Schnurbart, der gleichzeitig als Telefon fungiert.

Bemerkenswert ist Cool McCool aber vor allem dafür, dass sie eine Entwicklung von Batman-Schöpfer Bob Kane ist. Wer sich schon immer gefragt hat, wie man die mitunter etwas komischen Comicfiguren von DC oder Marvel je ernstnehmen konnte – siehe Fantastic Four, siehe Ant-Man, siehe Superman, siehe Poison Invy – findet hier seine Bestätigung, wenn einer deren Väter es offensichtlich auch nicht so wirklich tat. Tatsächlich parodiert Kane viele Charaktere seiner bekannten Comics: The Owl ist eine Verulkung des Pinguins, der Schlangenmensch Raddler eine Anspielung auf den Riddler, Greta Ghoul erinnert nicht zufällig an Catwoman, der wirbelsturmblasende Hurricane Harry ist Mr. Freeze nachempfunden, der Joker findet sein Pendant in Jack-in-the-Box, einem verbrecherischen Clown, der sich immer in Kartons versteckt und andere erschrecken will. Ergänzt wird das Kuriositätenkabinett durch Dr. Madcap, der mithilfe seiner Hüte andere Menschen kontrollieren kann, wofür ausnahmsweise nicht Batman, sondern der Hutmacher aus „Alice im Wunderland“ die Vorlage lieferte. Vieles hätte auch direkt in Batman eingebaut werden können, ohne dass es auffällt, was letztlich so einiges über den Comic aussagt.

Die vielen Anspielungen und Verulkungen sind damit vor allem für Kenner spaßig, egal ob sie den Quellen nun wohlwollend gegenüberstanden oder sie schon immer lächerlich fanden. Und diverse kreative Ideen kann man der Serie auch nicht absprechen. Dennoch ist Cool McCool ein eindeutiges Kind seiner Zeit: Der Humor ist sehr einfach, vor allem auf ein jüngeres Zielpublikum zugeschnitten, setzt auf kontinuierlichen Slapstick und körperliche Gags. Manchmal unterbrechen Wortspiele das Geschehen, die aber im Original besser funktionieren, etwa wenn Nummer eins seine geheimen Dokumente sortiert („Top Secret … Bottom Secret“). Trotz der kurzen Laufzeit der Episoden – sowohl die von Cool wie auch die über seinen Vater Harry sind gerade einmal 7 Minuten lang – ist das Konzept auf die ganzen 60 Episoden gestreckt ein bisschen dünn. Eigentlich besteht der Inhalt nur darin, dass ständig Leute durch die Gegend rennen und alles zu Bruch geht. In Maßen ist das lustig, aber doch eben auch etwas altbacken.

Optisch gilt das ohnehin, man darf von Cool McCool nicht mehr erwarten als von anderen 60er Jahre Zeichentrickserien. Soll heißen: Die Animationen sind etwas grob, die Perspektiven stimmen oft nicht, es gibt kaum Objekte, und das was da ist, ist sehr einfach gehalten. Da McCools Abenteuer hierzulande seinerzeit nicht liefen, sondern erst zwei Jahrzehnte später, dürfte es nicht so wahnsinnig viele Zuschauer geben, die nostalgische Gefühle mit ihnen verbinden. Dennoch ist es schön, dass die Serie nun endlich als Komplettbox erhältlich ist, für Liebhaber traditioneller Animationsgeschichten, aber auch die von Superhelden-/Superschurkengrotesken. Denn so gewollt bescheuert wie hier ging es in dem Genre nur selten zu.



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„Cool McCool“ parodiert nicht nur die in den 60ern so populär gewordenen Agentengeschichte, Batman-Schöpfer Bob Kane macht sich auch über seine eigenen Comics lustig. Das ist teilweise so herrlich bescheuert, dass Fans und Gegner gleichermaßen ihren Spaß haben dürfen. Auf Dauer ist das Konzept jedoch etwas dünn, Humor und Optik sind sehr einfach gehalten.
6
von 10