Kidnapping Freddy Heineken

Kidnapping Freddy Heineken

(„Kidnapping Mr Heineken“ directed by Daniel Alfredson, 2015)

Kidnapping Freddy Heineken
„Kidnapping Freddy Heineken“ ist seit 24. April auf DVD und Blu-ray erhältlich

Das Glück will so gar nicht auf ihrer Seite sein: Erst setzt die Wirtschaftskrise ihrem florierenden Unternehmen ein Ende, dann besetzen Punks das Firmengebäude – und einzigen Besitz von Wert –, und einen Kredit bekommen sie auch nicht, da ihnen nun die Rücklagen fehlen. Also beschließen Willem Holleeder (Sam Worthington), Cor Van Hout (Jim Sturgess), Jan Boellard (Ryan Kwanten), Frans Meijer (Mark van Eeuwen) und Martin Erkamps (Thomas Cocquerel) den milliardenschweren Bierbaron Alfred Heineken (Anthony Hopkins) zu entführen und ein Lösegeld zu erpressen. Während der erste Teil, auch dank minutiöser Vorbereitung, recht gut klappt, gestaltet sich der zweite Teil überraschend schwierig.

35 Millionen Niederländische Gulden, umgerechnet rund 16 Millionen Euro – eine solche Lösesumme war 1983 unerhört, niemals zuvor war dermaßen viel Geld bei einer Entführung gezahlt worden wie bei der Heinekens. Bemerkenswert waren aber nicht nur die Höhe des Betrags und die spätere spektakuläre Verfolgung, sondern auch mit welcher Professionalität die fünf jungen Männer sich der Aufgabe angenommen haben, die zuvor kaum in Erscheinung getreten waren. Eine Verbrecherbande müsste hier am Werk gewesen sein, mutmaßte man seinerzeit, eine erfahrene Organisation im Stil der Mafia oder Baader-Meinhof.

Doch eben davon findet man hier nur Bruchstücke. Immer wieder blitzt die Brillanz des Quintetts auf, anders als bei fiktionalen Gangstergeschichten, wo sich Grünschnäbel am großen Ding versuchen, beeindruckt Kidnapping Freddy Heineken durch clevere Einfälle und einen nahezu vollständigen Mangel an Fehlern. Vieles bleibt aber im Andeutungsbereich. Gerade bei der Vorbereitung hätte man gern mehr erfahren, der Film hetzt von einer Szene zur nächsten, ohne dass die Zusammenhänge und Überlegungen ganz klar werden. Woher wussten sie, wann der günstige Zeitpunkt ist, Heineken zu entführen? Wofür brauchten sie das ganze Geld, dass sie vor der Entführung auch noch eine Bank ausrauben mussten? Und wenn es so einfach war, durch einen einfachen Raub 100.000 Gulden zu ergattern, warum dann noch die Entführung?

Damit einher geht das wenig ausgefeilte psychologische Profil der fünf. Natürlich braucht es bei Caper Movies nicht zwangsweise tiefsinnige Charaktere. Schwierig wird es jedoch, wenn wie bei Kidnapping Freddy Heineken die einzelnen Aktionen nicht immer nachvollziehbar sind, man gar nicht so genau weiß, warum hier wer was tut. Da hätte es doch ein wenig mehr gebraucht. Heikel ist zudem, wie offen der Film mit seinen Protagonisten sympathisiert, sie als Opfer der Umstände darstellt, Heineken hingegen als manipulativen Imperialisten tendenziell verteufelt und damit der Entführung einen rechtmäßigen Anstrich gibt.

Der Unsympath ist dafür wunderbar von Anthony Hopkins gespielt, was allein schon ein Grund ist, sich Kidnapping Freddy Heineken einmal anzuschauen. Interessant ist der Thriller aber auch für all die, denen der zugrunde liegende Entführungsfall nichts sagt oder die maximal die Rahmenbedingungen kennen. Ohne Vorkenntnisse ist es durchaus spannend, sich bei dem in dunklen Farben gehaltenen Film dem Quintett anzuschließen, einige Hintergründe zu erfahren, ein bisschen mitzufiebern, wie das Ganze denn wohl ausgehen mag. Weiß man dies alles schon, braucht es die filmische Aufbereitung durch Regisseur Daniel Alfredson (Verdammnis, Vergebung) eher weniger, dafür bietet sie dann doch zu wenig Einblicke in die Vorgänge.

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Der Entführungsfall von Bierbaron Alfred Heineken war seinerzeit spektakulär, der Film ist es weniger. Der in dunklen Farben gehaltene Film gefällt zwar durch einen gewohnt wunderbaren Anthony Hopkins und einzelne spannende Momente, bietet aber zu wenig Details und Zusammenhänge, um völlig zu überzeugen.
6
von 10