Top Five
© Paramount Pictures

Top Five

(„Top Five“ directed by Chris Rock, 2014)

Top Five
„Top Five“ läuft ab 16. April im Kino

Dreimal war Andre Allen (Chris Rock) schon in der Rolle des Polizeibären Hammy zu sehen, erfreute ein Millionenpublikum, entsetzte die Kritiker. Doch jetzt soll damit Schluss sein, mit einem Film über den Sklavenaufstand auf Haiti buhlt er um die schmerzlich vermisste Anerkennung der Presse. Und so lässt er sich auch darauf ein, sich einen Tag von der Journalistin Chelsea Brown (Rosario Dawson) begleiten und befragen zu lassen. Dabei hat Andre eigentlich gerade andere Dinge im Kopf, denn seine Hochzeit mit dem Reality-TV-Star Erica Long (Gabrielle Union) steht bevor. Und die ist schon im Vorfeld ein Medienereignis.

Dass Humor Geschmackssache ist, ist hinlänglich bekannt. Aber ist sie vielleicht auch Ländersache? Dieser Gedanke schleicht sich irgendwann im Lauf von Top Five ein, wenn man versucht die amerikanischen Lobeshymnen mit der Komödie auf der Leinwand in Einklang zu bringen. Von der Komödie des Jahres war dort die Rede, von einem Karrierehighlight Chris Rocks, von intelligenter Unterhaltung. Vielleicht wäre es lohnenswert, den Gedanken zum länderspezifischen Humor weiter zu verfolgen. Lohnender zumindest als den Film, der nicht nur sehr viel weniger intelligent ist, als er es gern wäre, sondern auch sehr viel weniger komisch.

Dabei verspricht der Anfang von Top Five noch deutlich mehr. Eine Satire auf dümmliche Hollywoodblockbuster, das sieht man doch immer gern. Und sehr viel dümmlicher als ein Mann in einem billigen Bärenkostüm, der Verbrecher aufmischt, geht es wohl kaum. Aber auch Allens Versuch, von anderen ernst genommen zu werden, wird auf die Schippe genommen, denn sein recht freies Historienepos Uprize ist nicht minder lächerlich als die vorherigen Actionkracher. Dazu gibt es Spitzen gegen den Celebrity-Kult: Wenn seine Verlobte Long irgendwann zugibt, ihr einziges Talent bestehe in ihrer Berühmtheit, sammelt die Komödie reichlich Sympathiepunkte.

Nur: Darüber hinaus ist Chris Rock, der hier Hauptdarsteller, Regisseur und Drehbuchautor in einem ist, erschreckend wenig eingefallen. Wenn das ehemalige Mitglied von Saturday Night Live das eigene künstlerische Ansehen aufpolieren wollte, dann findet er dazu nicht die probaten Mittel. Es gibt peinliche Geschichten im Flashback, auch Chelsea Brown darf von einer demütigenden Erfahrung berichten. Doch peinlich und demütigend bedeutet eben nicht gleich automatisch auch unterhaltsam, zumindest nicht, wenn die Szenen wie hier dermaßen in die Länge gezogen werden. Die 97 Minuten, für heutige Verhältnisse eh schon nicht übermäßig lang, werden so zu einer recht qualvollen Angelegenheit. Dass gerade ein Stand-Up-Comedian, der die große Bedeutung von Tempo in seinem Metier kennen dürfte, hier so gar kein Gespür zeigt, wie lange ein Witz dauern darf, ist vielleicht noch die bemerkenswerteste Erkenntnis in einem ansonsten so unbemerkenswerten Film.

Dass es dabei natürlich auch noch zu amourösen Verwicklungen zwischen den beiden Protagonisten kommt, die frühere Skandalnudel Allen einen Rückfall erleidet, später erkennt, worauf es in seinem Beruf wirklich ankommt, und Erica Long auch nicht ungeschoren davonkommt, wird niemanden überraschen, der zuvor schon Hollywoodkomödien gesehen hat. Denn trotz der satirischen Spitzen hält sich Rock dann doch sehr an das, was bewährt ist oder er für bewährt hält. Die schlechteste Komödie der letzten Zeit ist Top Five sicher nicht, dafür ist das erste Drittel dann doch zu gut. Aber sicher eine der enttäuschendsten, angesichts der prominenten Besetzung und der Vorschusslorbeeren. Manche Filme, so lernt man daraus, sollten vielleicht doch besser in ihrer Heimat bleiben.



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Eine prominente Besetzung, satirische Spitzen auf Hollywood und Celebrity-Kult – „Top Five“ bringt einiges mit, was auf eine große Komödie hoffen lässt. Die Erwartungen werden jedoch zunehmend enttäuscht, der Film leidet nach dem gelungenen Auftakt unter einer chronischen Einfallslosigkeit und starken Tempoproblemen.
5
von 10