Die Gärtnerin von Versailles
© Tobis Film

Die Gärtnerin von Versailles

(„A Little Chaos“ directed by Alan Rickman, 2014)

Die Gaertnerin von Versailles
„Die Gärtnerin von Versailles“ läuft ab 30. April im Kino

Adel verpflichtet: Als der Sonnenkönig Ludwig XIV. (Alan Rickman) dem angesehenen Gartenarchitekten André Le Nôtre (Matthias Schoenaerts) den Auftrag erteilt, einen Barockgarten zu bauen, besteht er darauf, dass dieser ein noch nie dagewesenes Kunstwerk werden soll. Ein solcher Auftrag, das bedeutet viel Ruhm, aber auch viel Verantwortung – versagt Le Nôtre, wäre das sein Untergang. Und so sucht er die Hilfe weiterer Landschaftsgärtner, die ihn bei dieser schwierigen Arbeit unterstützen sollen. Die findet er schließlich ausgerechnet bei Sabine De Barra (Kate Winslet), die nicht nur aufgrund ihrer unkonventionellen Ansichten so gar nicht in das höfische Umfeld passt.

Ob es die Faszination für vergangene Zeiten ist? Für üppige Kostüme, Meter lange Perücken und prachtvolle Kulissen? Vielleicht hatte Alan Rickman aber auch einfach mal Lust, eine Zeit lang einen König verkörpern zu dürfen. Was auch immer der Grund ist, zum zweiten Mal nach The Winter Guest anno 1997 wechselte der angesehene britische Darsteller zeitweise auf den Regiestuhl, wie schon damals wurde daraus ein Ensembledrama, das von seinen vielen hochkarätigen und internationalen Schauspielern getragen wird. Und damit auch von ihm selbst: Seine leider viel zu seltenen Auftritte als mürrischer Ludwig XIV. gehören zu den Höhepunkten, bei denen der legendäre Monarch mit trockenem Humor die aufgeblasene Lächerlichkeit des Adels preisgibt.

Während es so vor allem anfangs erstaunlich viel zu lachen gibt, nehmen im weiteren Verlauf sowohl die humorvollen Passagen, aber auch die satirisch geprägte Gesellschaftskritik kontinuierlich ab. An deren Stelle tritt wenig überraschend die sich entwickelnde Romanze zwischen dem unterkühlten und wohlhabenden Le Nôtre – den es damals wirklich gegeben hat – sowie seiner emotionalen, unangepassten Kollegin aus bescheidenen Verhältnissen. Und damit das Ganze nicht zu einfach wird, legten Rickman und seine Ko-Autoren den beiden noch ein paar Steine in den Weg. Da wäre zum einen Frau Le Nôtre (Helen McCrory), die mit ihrem Gatten zwar nur eine Zweckgemeinschaft führt, aber zum Zwecke der Dramatisierung dennoch kräftigt intrigiert. Wirklich übel wird es aber zum Schluss, wenn auch noch völlig überflüssigerweise eine tragische Vergangenheit Sabines ins Spiel kommt, die das junge Glück auf eine harte Probe stellt.

Das ist umso ärgerlicher, da Die Gärtnerin von Versailles zumindest eine Hälfte lang einen wirklich guten Eindruck hinterlässt. Das ist neben den erstklassigen Schauspielern auch der Ausstattung zu verdanken, die sowohl bei den Schauplätzen wie auch der Einrichtung alles aufwartet, was die Filmproduktion so hergibt. Streckenweise sieht das so fantastisch aus, dass man gern selbst anschließend seine Koffern packen und zum UNESCO-Welterbe in Versailles reisen möchte. Dazu gibt es noch eine mehr als nur feministisch angehauchte Geschichte, in der eine Frau den aufgeblasenen Edelmännern den Weg zeigt.

Wer vergleichbare Geschichten schätzt und auch kein Problem mit Kitsch hat, wird deshalb trotz allem seine Freude an der historischen Romanze haben, tief ins Frankreich des 17. Jahrhunderts eintauchen und das Hier und Jetzt vergessen. Voraussetzung dafür ist aber, dass man sich Die Gärtnerin von Versailles nicht im Originalton anschaut. So schön es ist, den britischen Akzent von Rickman, Winslet und Co. zu lauschen, so unpassend ist er doch in einem Film, der einen ins Herz der Grande Nation führt. Und auch, dass erschreckend wenig auf die Aussprache geachtet wurde, Anreden und Namen nur noch wenig mit der französischen Sprache zu tun haben, hilft nicht unbedingt dabei, sich der filmischen Illusion hinzugeben.



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Eine fantastische Ausstattung, erstklassige Schauspieler, dazu anfangs erstaunlich viel Humor und Gesellschaftskritik – „Die Gärtnerin von Versailles“ hinterlässt über eine weite Strecke einen wirklich guten Eindruck. Zum Ende hin baut der Film jedoch deutlich ab, gibt sich unnötig dem Kitsch und dem Melodram hin.
6
von 10