Gone Girl -Das perfekte Opfer
© 2015 20th Century Fox

Gone Girl – Das perfekte Opfer

(„Gone Girl“ directed by David Fincher, 2014)

Gone Girl -Das perfekte Opfer
„Gone Girl“ ist seit 5. Februar auf DVD und Blu-ray erhältlich

Dass David Fincher einer der besten Regisseure der heutigen Zeit ist, wissen wir nicht erst seit gestern. Mit Filmen wie Fight Club und Sieben hat er sich Plätze in sämtlichen Bestenlisten gesichert. Einerseits liegen ihm Thriller wie Panic Room, aber er kann auch dialoglastige Filme inszenieren, wie er mit The Social Network unter Beweis gestellt hat. Dazu gehört auch sein Werk Zodiac-Die Spur des Killers, ein dialoglastiger Thriller mit Überlänge. Sein neuer Film Gone Girl ist eine Mischung aus beidem. Doch gelingt ihm das bei seinem neuesten Werk genauso brillant, wie bei seinen vorhergehenden Filmen?

Als Nick Dunne (Ben Affleck) am Morgen seines fünften Hochzeitstages nach Hause kommt, muss er feststellen, dass jemand in seinem Haus war und seine Frau Amy (Rosamund Pike) verschwunden und auch sonst nirgends aufzufinden ist. Ohne sich erstmal große Sorgen zu machen, ruft er die Polizei, die sofort Indizien entdeckt, die auf ein Verbrechen hindeuten. Nun scheint klar zu sein, dass Nick’s Frau entführt wurde. Eine riesige Suchaktion beginnt, jedoch vorerst ohne Erfolg. Nach und nach rückt Nick selber in den Fokus der Ermittler, denn diese vermuten, dass er seine Frau, ihres Geldes wegen, ermordet hat. Nick wiederum versucht Information von Amy’s Ex-Freund Desi Collings (Neil Patrick Harris) zu erhalten, um seine Unschuld zu beweisen. Doch ist er so unschuldig, wie er vorgibt zu sein?

Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Gillian Flynn, die hier auch das Drehbuch verfasst hat. Hier kann ich an alle, die das Buch gelesen haben, Entwarnung geben. David Finchers Film ist der Buchvorlage treu geblieben. Man sieht selten einen Film, der sich so nah an der Vorlage befindet, wie dieser. Viele Szenen wurden hier sogar 1:1 übernommen. Einzig die Figur des Nick Dunne wurde für den Film ein kleines bisschen sympathischer gestaltet, um ihn besser als Träger der Handlung einsetzen zu können. Was in diesem Film besonders gut umgesetzt wurde, sind die zwei Erzählperspektiven, die mir schon im Buch sehr gut gefielen. Die eine spielt in der Gegenwart und schildert aus Nicks Sicht die Ereignisse, nachdem seine Frau entführt wurde. Die andere findet in der Vergangenheit statt und beschreibt in Form von Amys Tagebucheinträgen ihre Sicht auf ihre Ehe.

Zu Beginn weiß man nicht so recht, was man von dem Film halten soll. Er scheint ein ganz normaler Entführungsfilm zu sein, in dem der Ehemann durch immer wieder neu auftauchende Indizien in den Mittelpunkt der Ermittlungen rückt und zum Hauptverdächtigen wird. Mit Fortschreiten der Handlung ereignen sich immer mehr Ereignisse und unvorhersehbare Wendungen Schlag auf Schlag, sodass man sich gerade, wenn man sich eine Theorie überlegt hat, diese wieder verwerfen kann.

Wenn man nicht wüsste, mit welcher Laufzeit der Film daher kommt, könnte man nach der Hälfte, wenn der Bildschirm schwarz wird, nach der Fernbedienung greifen und den Fernseher ausschalten. Doch dann kommt eine völlig unvorhersehbare 180-Grad Wendung, deren nächsten fünf Minuten für mich zu einem der Highlights des letzten Kinojahres zählen. Ein bisschen fühlt man sich wie am Ende von Die üblichen Verdächtigen. Die Hälfte von dem, was man gesehen hat, kann man eigentlich wieder vergessen. Es ist natürlich mutig, den Twist so aus dem Buch zu übernehmen, dass er schon zur Mitte des Films aufgelöst wird. Doch was dann folgt ist ein perfides Spiel, dessen Ausgang völlig ungewiss ist.

David Fincher hat es wieder einmal geschafft, eine 1A-Schauspielerriege zu versammeln. Neben den oben bereits genannten Akteuren, die allesamt perfekt in ihre Rolle passen, überzeugt auch Carrie Coon als Nicks besorgte Schwester Margo. Ohne spoilern zu wollen, bleibt zu sagen, dass vor allem eine Person in der zweiten Hälfte des Films alle anderen in den Schatten stellt und hier die beste Leistung ihrer Karriere abliefert. Mehr möchte ich an dieser Stelle verraten, um nicht Gefahr zu laufen, den großartigen Twist dieses Films zu verraten.

Mehr oder weniger nebenbei werden in diesem Film Themen wie die Folgen der Wirtschaftskrise und die daraus resultierende Arbeitslosigkeit gezeigt. Auch lässt es sich Fincher hier nicht nehmen eine harsche Kritik an der Sensationsgeilheit der heutigen Medien zu üben, ohne darauf zu viel Zeit zu verschwenden.



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Regisseur David Fincher schafft es hier wieder einmal einen hochspannenden Thriller voller unvorhersehbarer Wendungen zu konstruieren, in dem jeder einzelne Schauspieler zur Höchstleistung aufläuft.
9
von 10