Um jeden Preis – At Any Price

Um jeden Preis – At Any Price

(„At Any Price“ directed by Ramin Bahrani, 2013)

Um jeden Preis – At Any PriceWie der Großvater, so der Vater, so der Sohn. Seit Jahrzehnten wird bei den Whipples der Familienbetrieb – Anbau von Mais und der Verkauf von Saatgut – an die nächste Generation gegeben. Und wenn es nach Henry Whipple (Dennis Quaid) geht, wird das auch bei der kommenden der Fall sein. Einen designierten Nachfolger gibt es auch schon, seinen älteren Sohn Grant (Patrick W. Stevens). Talent für das Metier hat der sogar, wie er mehrfach unter Beweis stellen durfte. Sehnsüchtig wartet Henry deshalb schon auf die Rückkehr seines Filius, rollt buchstäblich den roten Teppich für ihn aus. Doch Grant scheint es nicht eilig zu haben, schickt regelmäßig Postkarten aus Argentinien, zeigt sonst aber kaum Ambitionen, den Wunsch seines Vaters zu erfüllen.

Sohn Nummer zwei, Dean (Zac Efron), tut das genauso wenig. Seine Zeit verbringt er lieber auf der Rennstrecke als mit seinem Vater, lässt den sogar oft genug spüren, wie sehr er ihn und seine rücksichtslosen Geschäftsmethoden verabscheut. Abgerundet werden die Familienkonflikte durch Henrys Affäre mit Meredith Crown (Heather Graham), was aus naheliegenden Gründen seine eigene Frau Irene (Kim Dickens) nur wenig glücklich macht. Und als wäre als das nicht schlimm genug, sieht es auch beruflich mau aus: Das Geschäft ist hart, es herrscht ein gnadenloser Verdrängungskampf und Henrys größter Konkurrent Jim Johnson (Clancy Brown) fackelt nicht lange, wenn es darum geht, den Whipples Kunden abspenstig zu machen.

Viel hilft viel, so lautete wohl das Motto von Ramin Bahrani, als er seinen vierten Film drehte. Ob es nun der Familienkonflikt ist oder der Kampf ums wirtschaftliche Überleben, der Regisseur und Ko-Autor bringt unentwegt neue Problematiken ins Spiel, anstatt auf seine Grundthemen zu vertrauen. Einige der Wendungen sind geglückt, andere weniger. Vor allem aber führt diese Überdosis an dramatischen Begebenheiten dazu, dass Um jeden Preis – At Any Price irgendwann seine Glaubwürdigkeit verliert, mehr Soap-Opera- denn Porträtcharakter hat.Um jeden Preis – At Any Price Szene 1

Das ist schade, wenn nicht sogar ärgerlich; gebraucht hätte der Film diesen Dauerbeschuss nicht, starke Szenen hätte es auch so mehr als genug gegeben. Schon der Beginn, wenn Henry noch auf der Beerdigung den Trauernden neues Land abluchsen will, zeigt die Auswirkungen der unbarmherzigen Marktlage, wie sehr auch den einfachen Menschen beim Kampf um Erfolg der moralische Kompass abhanden gekommen ist. Wenn später eben diese Menschen zusammen auf der Tribüne sitzen und voller Stolz die traditionellen Werte der Nationalhymne singen, nur um kurz darauf sich wieder gnadenlos zu bekämpfen – wortwörtlich –, entlarvt das auf eindrucksvolle Weise die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit.

Ebenso gelungen sind all die Momente, in denen die Entfremdung zwischen den Generationen thematisiert wird. Nicht nur Dean und Grant, auch Henry selbst tut sich schwer damit, in dem Zwiespalt von familiären Traditionen, alten Werten und neuen Realitäten seinen Platz zu finden. Während Dean sich aber offen dagegen auflehnt und Grant einfach getürmt ist, spielt Henry eher Vogel Strauß und versucht nach außen hin den Anschein zu bewahren. Doch gleichzeitig wächst hinter dem aufgesetzten Grinsen seine Unsicherheit, weiß immer weniger, wie er sich in einer Welt überhaupt zu verhalten hat, in der alte Mechanismen ihre Gültigkeit verloren haben.Um jeden Preis – At Any Price Szene 2

Für diese Szenen lohnt sich Um jeden Preis – At Any Price, und auch für seine beiden Hauptdarsteller Quaid und Efron. Hätte sich Bahrani darauf konzentriert, anstatt gerade zum Ende hin immer neue Konflikte und Schicksalsschläge einbauen zu wollen, hätte der Film wirklich gut werden können. Trotz der überfrachteten Geschichte und eines fragwürdigen Endes bleibt aber ein immerhin ordentliches Drama, das effektiv bestehende Familienbilder seziert und den allgegenwärtigen Drang zum Erfolg hinterfragt.

Um jeden Preis – At Any Price ist seit 27. März auf DVD und Blu-ray erhältlich



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Gut gespielt und genau beobachtet ist Um jeden Preis – At Any Price die Geschichte einer Farmerfamilie, die sich in einer veränderten Welt zurechtfinden muss. Das beinhaltet viele starke Szenen, wird aber gerade zum Ende hin unnötig dramatisch und überfrachtet.
6
von 10