Die Vollpfosten

Die Vollpfosten

(„Les Seigneurs“ directed by Olivier Dahan, 2012)

Die VollpfostenRund fünf Monate sind es noch, bis sich von Südamerika über Europa bis zum Fernen Osten alles nur noch um den einzig wahren König dreht: Fußball. Wenn dann die ganze Welt gebannt auf 22 Männer und einen Ball starren, verwundert es ein wenig, dass die Sportart nur so selten in Filmen zum Thema wird, zumal die Grenze zwischen Fußballer und Schauspieler ohnehin fließend sind. Warum gibt es also so wenig Komödien über diesen Sport? Kiss the Coach war dieses Jahr vor allem ein Liebesfilm, Hooligans handelt von den Schattenseiten des Fantums, Die Wilden Kerle und Konsorten richten sich eher an ein jüngeres Publikum. Fußballkomödien, die man auch als Erwachsener noch gut finden darf, sind hingegen recht rar gesät.

Abhilfe soll hier nun aus Frankreich kommen, und das hört sich zunächst mal gar nicht schlecht an. Sicher, die letzten fußballerischen Auftritte auf der Weltbühne waren nicht immer sehenswert, aber über eine lange und ruhmreiche Tradition in diesem Sport verfügt die Grande Nation durchaus. Außerdem gab es in den vergangenen Jahren immer wieder französische Komödien, Willkommen bei den Sch’tisZiemlich beste Freunde oder zuletzt Paulette, die auch hierzulande zu Kassenschlagern wurden. Wenn dann noch Olivier Dahan Regie führt, dessen La Vie en Rose selbst der Oscarjury auffiel, was kann da noch schiefgehen?Die Vollpfosten Szene 1

Rund anderthalb Stunden später stellt man sich diese Frage noch immer, denn eines ist Die Vollpfosten sicher nicht: witzig. Hauptschuldiger daran ist sicher das Drehbuch, das frappant an die Sch’tis und dessen diverse Abkupferungen erinnert, vor allem an Willkommen in der Bretagne. Auch hier steht im Mittelpunkt ein Mann, den es nicht ganz freiwillig in eine wenig beliebte Gegend Frankreichs verschlagen hat und der sich dort trotz aller Vorurteile später heimisch in der Provinz fühlt. Patrick Orbéra (José Garcia), einst selbst ein Fußballstar, braucht nach einem Ausfall dringend einen Job. Aber wer will schon einen abgehalfterten, alkoholsüchtigen, noch dazu aggressiven Fußballer einstellen? Nun, einen gibt es: Titouan Leguennec (Jean-Pierre Marielle). Der ist Manager einer nicht mal drittklassigen Fußballmannschaft auf einer bretonischen Insel und braucht dringend Geld, um die bankrotte Fabrik der Insel zu retten.

Was in Willkommen in der Bretagne die defizitäre Entbindungsstation eines Krankenhauses war, ist hier also eine Konservenfabrik. Und hier wie dort steht ein Turnier im Mittelpunkt, dieses Mal eben Fußball anstatt Bowling. Ein paar Siege im französischen Pokalkampf und das nötige Geld wäre beisammen. Aber Siege sind schwierig, wenn deine Mannschaft alles kann außer Fußball spielen. Und so sammelt Orbéra eine Reihe weiterer Exstars ein, die ihm bei der unmöglichen Aufgabe helfen sollen, darunter David Léandri (Franck Dubosc), der nur noch schauspielern möchte, den psychisch angeknacksten Rayane Ziani (Gad Elmaleh) und Wéké N’Dogo (Omar Sy), der aufgrund gesundheitlicher Probleme die Fußballschuhe an den Haken hing und wieder bei Mama lebt.Die Vollpfosten Szene 2

Kauzige Charaktere hält die Geschichte also schon bereit, nur wusste niemand so recht, was mit denen anzufangen sei. Über die Anfangswitze bei der Etablierung der Figuren geht nichts hinaus, fast alles, was danach kommt sind Variationen derselben bekannten Einfälle. Nur selten, etwa wenn die technisch hoffnungslos unbedarften Einwohner der Insel einen dreißig Jahre alten Atari VCS für eine Playstation halten, lockern neue Ideen die Handlung auf. Denn auch die glänzt nicht unbedingt mit geistreichen Wendungen oder überraschenden Szenen. Ein Totalausfall ist Die Vollpfosten zwar nicht, dafür sind viele Elemente einfach zu bewährt, aber doch ein insgesamt mäßiger Auftritt des französischen Komödienensembles. Bleibt zu hoffen, dass es die hauptberuflichen Sportler im Juni besser machen und wenigstens diese Spieler dann sehenswert sind.



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Auch wenn das Thema Fußball sich für Komödien anbietet, diese hier ist trotz prominenter Beteiligung nur mäßig geworden. Das liegt vor allem am Drehbuch und den Witzen, die allgemein zu einfallslos und bemüht sind.
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von 10