The Honor of Killing

The Honor of Killing

(„Tomorrow You’re Gone“ directed by David Jacobson, 2012)

The Honor of KillingImmer wieder kommt es vor, dass man während des Abspanns eines Films sich fragt: Was zum Henker habe ich mir da gerade eben angeschaut? Wrong war so ein Beispiel, Excision, oder auch A Field in England. Und nun The Honor of Killing. Doch während bei den Kollegen oben eindeutig die Absicht zu erkennen war, das Publikum zu verwirren, zu verstören oder zu anderen negativen Gefühlen zu provozieren, ist bei dem Film hier schon deutlich schwieriger zu sagen, was er eigentlich will.

Eindeutig ist hier nur die Ausgangslage: Charlie Rankin (Stephen Dorff) wurde gerade aus dem Knast entlassen, wo er die letzten vier Jahre verbracht hat. So ganz lässt ihn diese Zeit aber nicht los, dafür weiß ein Mann zu sorgen, den sie alle nur Buddha (Willem Dafoe) nennen. Der war während der Knastzeit eine Art Mentor für Charlie und lässt sich diese Dienste durch einen schönen kleinen Mord bezahlen. Ein bisschen Geld, eine Waffe und schon kann es losgehen für seinen Schützling. Nur dass der Schwierigkeiten hat, seine fünf Sinne beieinanderzuhalten und bei seinem tödlichen Einbruch die Frau des Opfers am Leben lässt. Doch nicht sie sorgt für weitere Verwirrungen, sondern eine andere, der er im Bus begegnet: Florence (Michelle Monaghan). Die arbeitet entweder als Prostituierte oder Schauspielerin – vielleicht auch beides – und beginnt mit dem Exsträfling eine Affäre.

The Honor of Killing Szene 1

Was geschieht wirklich, was nur in Charlies Kopf? Von Anfang an gibt sich  The Honor of Killing sichtlich Mühe, diese Frage offenzulassen. Die Sicht verschwimmt immer wieder, einige Gespräche wirken wie Selbstgespräche, Menschen tauchen plötzlich auf und verhalten sich nicht so, wie man es von ihnen vielleicht erwarten dürfte. Das zeigt sich vor allem an Florence, von der wir bis zum Schluss nicht so genau wissen, wer sie eigentlich ist und was sie mit der Geschichte zu tun hat. Hinzu kommen Szenen, die ganz eindeutig surreale Züge tragen.

Diese bewusste Verschleierung der Grenzen ist ein ebenso etabliertes wie legitimes Stilmittel, um Spannung zu erzeugen – gerade im Thrillergenre. Nur leider reicht das im Fall von The Honor of Killing nicht aus, damit auch wirklich ein unterhaltsamer Film daraus wird. Denn dafür passiert schlicht nicht genug, die meiste Zeit geht für Dialoge zwischen Charlie und Florence drauf, die zwar seltsam sind, aber nicht sonderlich interessant. Dass Stephen Dorff so wirkt, als hätte er den Film über eine Überdosis Valium intus, kommt dann noch erschwerend hinzu.The Honor of Killing Szene 2

Wie man das Spiel von Wahnsinn und Wirklichkeit sinnvoll in eine Geschichte integriert, haben andere Filme deutlich besser gemacht, sei es im Horrorbereich (Bis das Blut gefriert) oder eben Thriller (Die 27. Etage). Auch eine Verwirrung um der Verwirrung willen kann interessant sein, wie Only God Forgives zeigte, das ebenso wenig Handlung hatte wie der Film hier. Nur dass dort eben in die Vollen gegangen wurde und die surrealen Stellen für sich einen Unterhaltungswert hatten. The Honor of Killing bleibt aber auch da zu zahm, zu unentschlossen und damit letztendlich zu langweilig.

The Honor of Killing ist seit 29. November auf DVD und Blu-ray erhältlich



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The Honor of Killing versucht durch das bekannte Spiel, Realität und Vorstellung verschwimmen zu lassen, Spannung zu erzeugen. Doch die will sich nicht so recht einstellen, dafür gibt die Geschichte einfach nicht genug her. Und auch bei den surrealen Stellen hätte man noch deutlich weitergehen dürfen.
4
von 10