The Nines

The Nines – Dein Leben ist nur ein Spiel

(„The Nines“ directed by John August, 2007)

Drei unterschiedliche Episoden beleuchten in diesem offensichtlich tiefgründigen Mysteryfilm das Leben von drei verschiedenen Menschen. In jedem der Kurzfilme spielen diese Personen auch eine andere Rolle und besitzen andere Namen und doch hängt alles präzise zusammen, wie bei einem riesigen Lebenspuzzle. Dabei scheint der Hauptakteur des ganzen (Ryan Reynolds) selbst nicht so genau zu verstehen was vor sich geht. Halluzinationen, seltsame Ereignisse und vor allem die Zahl 9 verwirren auch den Zuschauer in hohem Maße, aber lassen es nur selten langweilig werden.

Obwohl die gesamte Laufzeit wichtig ist um den Film annähernd zu verstehen, ist die erste Episode die gelungenste und erinnert an eine locker, leichte Beziehungskomödie. Erst gegen Ende dieses Parts verliert der Film beabsichtigter Weise seine Leichtigkeit und die ersten Zeichen deuten darauf hin, dass hier etwas ganz und gar nicht mit rechten Dingen zugeht. Um keine Illusionen zu rauben und den Film auch für alle die ihn noch nicht gesehen haben interessant zu lassen, verzichte ich von nun an auf weitere Inhaltliche Angaben und beschränke mich auf das Offensichtliche.

Für viele Schauspieler dürfte es wohl eine großartige Herausforderung sein innerhalb eines Films in drei verschiedene Rollen schlüpfen zu können und somit sollte die Wahl dafür gut getroffen werden. Den meisten Glanz verleiht ihren Rollen definitiv Melissa McCarthy, welche sich mit enormer Energie präsentiert. Dicht gefolgt von Ryan Reynolds, dem es sichtlich Freude macht seine verschiedenen Rollen auszufeilen und darzustellen. Gestört haben mich hingegen die Auftritte von Hope Davis, die mir aus irgendeinem Grund völlig unsympathisch ist und mich nicht überzeugen kann.

Der deutsche Untertitel „Dein Leben ist nur ein Spiel“ ist zwar nicht vollkommen aus der Luft gegriffen, aber doch unpassend und störend. Besser wäre es gewesen sich wirklich nur auf den Beititel „3 Leben, 1 Geheimnis, wer sind die 9?“ zu beschränken oder gleich völlig darauf zu verzichten, um den Grad des Mysteriösen, dem Film entsprechend hoch zu halten.

Der Regisseur und Drehbuchautor John August verrät im Making Of, dass er mit The Nines einen Teil seines eigenen Lebens verfilmt hat und eine Vielzahl der Drehstunden in seinem tatsächlichen Haus stattgefunden haben, um alles so Realitätsgetreu wie möglich zu gestalten. Doch auch während des Abspanns ist es mir schwer gefallen Parallelen zu einem realen Leben zu ziehen, vor allem wenn einem die zentrale Person gänzlich unbekannt ist.

Wer an dieser Stelle nun glaubt den Film nach einmaligem Sichten in voller Gänze verstanden zu haben, hat einen kleinen Applaus verdient. Zu vielschichtig und zu abstrakt präsentieren sich die drei Teile, jeder für sich dabei ein Unikat. John August verwendet für jeden von ihnen eine andere Aufnahmetechnik, spielt mit den Farben und mit dem Licht, was dazu führt, dass der Film immer mehr an Glanz verliert, bis letztendlich die trübe Wahrheit einbricht und sehr wahrscheinlich mit voller Absicht ein riesiges Fragezeichen über allen Nichtphilosophen von uns zurücklässt und gleichzeitig ein breites, spitzbübisches Grinsen auf die Lippen J. Auguts zaubert, der weiß, dass er ein gelungenes, modernes Märchen, verpackt in einem Kunstfilm abgeliefert hat und für eine Menge Diskussionsstoff sorgt.



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Es ist unglaublich wie viele Interpretationsmöglichkeiten mir eingefallen sind, um die best mögliche, persönliche Erklärung für diesen Film zu finden und dessen Ausgang als logisch zu akzeptieren. Spannend ist auch, dass man mehrere Möglichkeiten für eine Analyse hat, entweder betrachtet man das Ganze realistisch, philosophisch, spirituell oder man steht ohnehin unter Drogen und sagt sich „voll normal!“ Da ich von den letzten drei Dingen nicht allzu viel halte, habe ich mich zu einer recht einfachen Erklärung hinreißen lassen, die ich als richtig verstehe, auch wenn ich mir weiterhin Gedanken über andere Ansätze mache.
8
von 10