Der Puppenspieler

Der Puppenspieler

(„Le guignolo“, directed by Georges Lautner, 1980)

Der Puppenspieler ist einer der schwächsten Filme aus Jean-Paul Belmondos langer Karriere, ein wirrer Comedythriller ohne Substanz, kraft- und witzlos, entstanden auf dem Höhepunkt seines Schaffens, gedreht zwischen Der Greifer und Der Profi, ohne den Biss, den seine besten Filme auszeichneten und sie zu absoluten Kassenschlagern (nicht nur) in Frankreich werden ließen. Der Puppenspieler hat nun zunächst das Problem, dass er sich zu lange in nicht relevanten Nacherzählungen aufhält und somit die gesamte erste halbe Stunde zu vernachlässigen wäre und auch ist, wenn der Lebensweg Alexandre Duprés (Jean-Paul Belmondo) nachgezeichnet wird, eines Betrügers, Hochstaplers und Diebes, der frisch aus dem Gefängnis entlassen wird und diese Chance nutzt, sich auf einem Kreuzfahrtschiff als gönnerhafter Millionär aus dem Orient auszugeben, eine attraktive Witwe ausnehmend, lediglich um daraufhin feststellen zu müssen, dass sie ebenfalls eine Betrügerin ist und obendrein noch wesentlich geschickter als er selber. Das nehmen schließlich beide zum Anlass, gemeinsam einen Plan auszuhecken, um zu ewigem Reichtum zu gelangen, indem sie einen französischen Junggesellen um sein ganzes Geld bringen wollen.

Der Plan schlägt – wie sollte es anders sein – fehl und Alexandre muss sich bald etwas Neues einfallen lassen, wie er sich seinen Lebensunterhalt verdient, womit sich die anfangs vorgestellte Geschichte um den geplanten Raub an einem einsamen Junggesellen lediglich als Vorspiel erweist, keinerlei Bezug nehmend auf den weiteren Verlauf, wie eine unzusammenhängende Episode, die kein Ziel hat und deren Daseinsberechtigung im Kontext des Films nicht vorhanden ist. Das Leben des Alexandre Duprés geht jedoch weiter und der Betrüger entschließt sich, nach Venedig zu fliegen, um dort seinen nächsten Coup auszuführen, indem er zwei Japanern ein gefälschtes Gemälde für eine horrende Summe andrehen will. Das ist jedoch nicht unbedingt Schwerpunkt dieses wirren Films, denn bereits im Flugzeug hat Alexandre das Pech, in eine Spionagegeschichte hereingezogen zu werden, indem er einen Koffer angedreht bekommt, indem sich ein Mikrofilm befindet und den er sicher durch den Zoll schmuggeln soll. In all seiner Naivität sagt der Hochstapler zu und hat auch Erfolg, nichts Böses ahnend, bis er entdecken muss, dass der sympathische Herr, der ihn um diesen Gefallen gebeten hat, mitten auf dem Flughafen erschossen wird.

Wissend, dass nun auch er in großer Gefahr schwebt, lässt sich Alexandre trotzdem nicht von seinem Plan abbringen und dreht den Japanern das gefälschte Gemälde an – aufgemacht als sogenannter Sub Plot, der unnötig verwirrt und den Fokus des Films verwischt, denn nebenher wird die Geschichte um den gesuchten Mikrofilm in Alexandres Besitz eher inkonsequent weitergeführt, immer wieder in den Hintergrund rückend, wenn er zusammen mit seinen Komplizen die Asiaten verzweifelt übers Kreuz zu legen versucht. Seine neuen Gegenspieler erweisen sich dabei als wesentlich mächtiger und präsentieren sich in Gestalt eines schießbereiten Spionagerings und des französischen Staates selbst, was spätestens zu diesem Zeitpunkt keinen Zweifel daran lässt, dass das, was der unbedarfte Fälscher in den Händen hält, unbezahlbar und vor allem hochgefährlich ist. Dass der Zuschauer dabei von Anfang an weiß, wo der Mikrofilm versteckt ist, vermag ungeschickterweise die Spannung dabei nicht zu steigern – im Gegenteil, Der Puppenspieler mäandert ziellos vor sich her, versucht, vermeintliche Zusammenhänge teils unfreiwillig komisch zu verknüpfen, aufgepeppt mit Verfolgungsjagden, die eher zum Selbstzweck dienen, aber auch nicht spektakulär genug ausgearbeitet sind, um (heutzutage oder zu jeder Zeit) einen tiefen Eindruck zu hinterlassen.

Letztlich erscheint dieser Film wie ein einziger Pausenfüller – unzusammenhängend, verwirrend, ohne den spritzigen Wortwitz, den zumindest wir Deutschen durch Rainer Brandt in den besten Belmondo-Filmen genießen durften, und auch die Versuche, Emotionen zu erzeugen, indem ein nur kurz eingeführter Nebencharakter erschossen wird, scheitern kläglich. Es mag ein Phänomen sein, dass Der Puppenspieler trotz seiner Überfrachtung nicht einmal gute Unterhaltung bietet, sondern sehr schnell ermüdet – einem unausgereiften Drehbuch sei Dank.

Der Puppenspieler erscheint am 6. Oktober auf Blu Ray und DVD



(Anzeige)

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von 10