Erotische Geschichten aus 1001 Nacht

Erotische Geschichten aus 1001 Nacht

(„Il fiore delle mille e una notte“ directed by Pier Paolo Pasolini, 1974)

Auch beim letzten Teil von Pier Paolo Pasolinis Trilogie des Lebens schlugen die deutschen Marketingstrategen wieder zu oder vielleicht waren einfach die Übersetzter nicht die beste Wahl, das Adjektiv „erotisch“ kommt jedenfalls im italienischen Titel nicht wirklich so vor. Neben dieser Unverständlichkeit darf man sich auch beim dritten Teil weder Untertitel noch irgendwelche Extras erwarten.

Während Pasolini im ersten Teil Kurzgeschichten des italienischen Dichters Boccaccio und im zweiten Teil die Canterbury Tales von Chaucer adaptierte, konzentrierte er sich in der abschließenden Arbeit auf die persische Geschichtensammlung Tausendundeine Nacht. Dieselben Laien wie schon in den vorhergehenden Filmen machen eine Beurteilung des Schauspiels überflüssig, das Hauptaugenmerk sollte man bei Erotische Geschichten aus 1001 Nacht wiederum auf die optische Umsetzung legen. Wie auch schon in den anderen Teilen wirken die Kostüme übertrieben bunt und schräg als dass man sie wirklich ernst nehmen könnte und auch die Kulissen sind sehr primitiv aufgebaut. Allerdings sind genau diese minimalistischen Mittel eine der interessantesten Facetten dieser Experimentalfilme.

Der letzte Teil dauert im Gegensatz zu seinen Vorgänger mit seinen knapp zwei Stunden Laufzeit etwas länger, wirkt aber dank eines angenehmeren Erzählflusses nicht so fad wie es vor allem bei I racconti di Canterbury der Fall war. Man hat nicht wie bei den anderen Streifen das Gefühl Lücken zwischen den einzelnen Geschichten zu bemerken, hier funktioniert Pasolinis Idee von einer Erzählung in der eigentlichen Erzählung nahezu nahtlos, was für Zuschauer natürlich angenehmer und nicht wie zuvor oftmals verwirrend wirkt.

Der Regisseur und Autor behielt auch hier seine provokante und frevelhafte Art bei und zeigt immer wenn sich die Möglichkeit ergibt nackte Haut und diesmal sogar abgetrennte Gliedmaßen. Ich glaub es ist unnötig zu erwähnen, dass die Spezialeffekte genauso wie die bereits erwähnten Amateure und Statisten billig wirken. Trotz dieser Mankos gelang es dem Italiener aber dennoch bei den damaligen Festspielen von Cannes zu begeistern und erhielt für diesen Film sogar den Großen Preis der Jury.

Insgesamt betrachtet stellt diese Trilogie einen durchaus interessanten Ansatz dar der mit richtigen Schauspielern sicherlich für noch mehr Aufsehen gesorgt hätte, so blieb letztlich eigentlich nur die Provokation durch die unverblümten und für diese Zeit sicherlich schockierenden Nackt- und Bettszenen. Ein weniger „trashiger“ Look wäre aber wohl gegen Pasolinis Prinzip gewesen. Man hat nämlich immer das Gefühl die drei Filme sind trotz ihrer oft fragwürdigen Inhalte und lächerlichen Effekte genauso geworden wie sie der Filmemacher haben wollte.

Erotische Geschichten aus 1001 Nacht ist seit 12. Mai auf DVD erhältlich



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