Collapse

Collapse

(„Collapse“ directed by Chris Smith, 2009)

„Steht unsere Welt vor einem Kollaps?“ – so lautet der Untertitel des Dokumentationsfilms über das Ende des Öls und die Folgen für die Menschheit. Es ist immer so eine zwiespältige Geschichte mit aufklärerischen Dokumentationen. Man will sich ja gern unterhaltsam informieren und hinter den Vorhang der Weltbühne blicken. Aber mahnt schon vorher, dass das, was da einen erwartet nicht unbedingt zum optimistischen Blick in die Zukunft beitragen wird. Bei dem Titel Collapse erst recht. Doch es gibt triftige Gründe, sich den „fesselnden Doku-Thriller“ anzuschauen.

Regisseur Chris Smith, der schon bei der Entlarvungs-Doku The Yes Man Regie geführt hat, wollte ursprünglich den Ex-Cop und Journalisten Michael C. Ruppert aufgrund dessen Sachkenntnisse zu Verstrickungen der CIA in Drogengeschäfte in den 1970er Jahren interviewen. Doch dann stellte sich schon nach kurzer Zeit heraus, dass den Bestsellerautor (zum Beispiel A Presidential Energy Policy oder Crossing the Rubicon) ein viel schwerwiegenderes Thema beschäftigt, das er auch in seinem prognostizierenden Buch Confronting Collapse The Crisis of Energy and Money in a Post Peak Oil World niedergeschrieben hat.

Die Welt erholt sich nur langsam von der Finanzkrise, da prophezeit Ruppert schon den nächsten Tiefschlag für die (westliche) Zivilisation. Das Szenario, das der ehemalige Polizist und investigative Journalist skizziert, gibt – gelinde ausgedrückt – wenig Mut zur Hoffnung: Der Menschheit bleibt viel weniger Öl, als die tonangebenden Regierungen glauben machen wollen. Doch die führenden Wirtschaftsnationen brauchen nichts dringender als den begehrten Rohstoff. Denn ohne das „schwarze Gold“ bricht die globale Wrtschaft in kürzester Zeit zusammen.

Mike Ruppert schockiert sein Publikum ein weiteres Mal. Bereits mit seiner Vorhersage der Finanzkrise hat der Hobby-Musiker und Dichter seine ärgsten Kritiker Lügen gestraft. Ruppert kombiniert CIA-Insiderwissen mit wissenschaftlichen Erkenntnissen. Er analysiert die Massenmedien und pikt aus der Informationsflut die entscheidenden Hinweise heraus, um mit einem explosiven Gemisch aus aufwühlenden Fakten ein finsteres Zukunftsbild zu zeichnen.

Die Kernaussage geht grob zusammengefasst auf den Fakt hinaus, dass aus dem Gegensatz zwischen einer auf unendliches Wachstum getrimmte Ökonomie und endlichen Ressourcen ein Zusammenbruch der Zivilisation – so wie wir sie kennen – unvermeidlich eintreffen wird. Und das in absehbarer Zeit. Dafür legt er in spannender Weise stichhaltige Schlussfolgerungen und Beweise auf den Tisch. Oder warum beginnt der Öl-reichste Staat Saudi Arabien, der über 20 Prozent des Ölvorkommens besitzt, nervös teure und energieaufwendige Offshore-Bohrungen durchzuführen?

Der Regisseur begeht nicht den Fehler, den Zuschauer mit Fakten zu „erschlagen“. Er veranschaulicht das Thema an der charismatischen Person Rupperts, der unmittelbar authentisch und sympathisch wirkt. Ruppert wiederum begeht nicht den Fehler eine rabenschwarze Dystopie an die Wand zu malen und das Publikum in passiver Starre zurückzulassen. Ein paar äußerst nützliche Hinweise gibt er im Film preis, wie man auf den Kollaps konkret vorbereiten kann. Weitere muss beziehungsweise kann man sich aus seinem Buch holen.

Die DVD enthält im Bonusmaterial in der Rubrik „Deleted Scenes“ weitere interessante Interviewszenen mit Ruppert, die man ruhig auch im Hauptfilm hätte lassen können. Denn auch hier bietet der Autor höchst interessante Einblicke in die Gefilde der Welt. Aber wahrscheinlich war man gezwungen, für die Kinoausstrahlung  (auf ca. 78 Minuten) zu kürzen. Außerdem gibt es noch ein „Update“. Hier sieht der Zuschauer einen sichtlich veränderten Ruppert, der sich inzwischen als Herausgeber seines kritischen Newsletters verabschiedet hat und ein Jahr nach dem Kinofilm noch einmal Bilanz zieht. Insgesamt ein höchst sehenswerter wie erschreckender Film. Wenn er recht behält, wird sich unsere Lebensweise in naher Zukunft durch unvergleichliche Einschnitte verändern – ob man nun will oder nicht. Sonst bleibt nur die Hoffnung, dass er diesmal falsch liegt.

Collapse ist seit 10. Februar auf Blu Ray und DVD erhältlich



(Anzeige)