Walhalla Rising

Walhalla Rising

(„Valhalla Rising“ directed by Nicolas Winding Refn, 2009)

Nachdem erst Neil Marshall mit seinem Centurion ein martialisches Zeitalter wiederbelebte und dabei im Gegensatz zu vielen Vorgängern weniger auf Epik und Pathos setzte, erschien vor kurzem nun auch Walhalla Rising von Nicolas Winding Refn, der vor allem durch seine Puhser Trilogie und zuletzt Bronson bekannt sein dürfte, auf Blu Ray und DVD. Aber nicht nur die behandelte Thematik erweist sich als ähnlich, auch in Punkto Optik vs. Inhalt weisen die beiden Filme verblüffende Parallelen auf.

Zunächst fesselt Valhalla Rising den Zuschauer mit atemberaubenden Originalaufnahmen der schottischen Highlands, die man uns als irgendein, nicht näher definierter nordischer Schauplatz um 1000 nach Christus verkauft. Im Laufe der insgesamt knapp 90 Minuten, verliert sich das Ganze allerdings in einem konfusen Plot der stellenweise aufgrund der stilistisch, absolut perfekten Bilder zweitrangig wirkt.

Es ist nämlich äußerst interessant den stummen Einauge (Mads Mikkelsen) dabei zu beobachten wie er die vier Stadien, die Winding Refn in einem Interview des Bonusmaterials erläutert, durchlebt: vom Sklaven, der bei blutrünstigen Schaukämpfen irgendwelche Wetten in die Höhe treiben soll, zum Kämpfer welcher glaubt mit christlichen Wikingern das heilige Land zurückzuerobern, über angebeteter Gott und letztendlich zum sterblichen Mensch. Worte fallen dabei kaum einmal und wenn, dann wirkt es so als ob sie von immenser Bedeutung wären, auch wenn das so nicht ganz stimmen mag.

Es fällt gar nicht so einfach die Story stringent wiederzugeben, zumal wie schon erwähnt, vieles auf Interpretation basiert. Auf den ersten Blick, wenn z.B. der Heide zum Kreuzritter auf der Suche nach Erlösung wird, scheint Religion und Glauben einen wichtigen Part zu spielen, andererseits funktioniert das Ganze auch wie ein psychedelischer Trip bei dem die Theorie von der Erstentdeckung Amerikas durch Wikinger dargestellt wird.

Wenn man sich erst einmal mit dem zugegeben äußerst zähen Rhythmus abgefunden hat, erlebt man einen Streifen der sich dank wunderbarer Optik und hypnotischem Sound wie eine Zecke festbeißt und nicht mehr loslässt. Die Tatsache, dass Einauge, der Hauptakteur, eine komplette Unbekannte in diesem Gefüge darstellt und weder sprechen noch durch Gestik oder Emotionen seine Absichten und verständlich machen kann ist für das Publikum gleichermaßen faszinierend wie deprimierend. Ein großes Lob deshalb an den Bond-Bösewicht Mikkelsen, der hier eine schwierige Aufgabe zu bewältigen hatte und dabei eine grandiose Leistung abliefert. Wer es also mag auch noch nach dem Abspann im Ungewissen zu sein wird hier bestens bedient.

Laut offiziellen Statements gab es übrigens kein wirkliches Script zu Walhalla Rising, sondern der Film „wuchs“ während den Dreharbeiten die Nicolus Winding Refn abhielt, was an und für sich schon höchst unüblich ist. Obwohl ich nicht so weit gehen würde Valhalla Rising als einen Kunstfilm zu bezeichnen, ist das Experiment des Dänen insofern gelungen, weil er trotz Längen und vielen unbeantworteten Fragezeichen dem Publikum einen außergewöhnlichen Film, weit abseits des Mainstreams, liefert.

Obwohl ich die DVD-Version nicht kenne, kann ich nur wärmstens die Blu Ray Version empfehlen. Die visuellen Raffinessen sollte man sich unbedingt in Full HD gönnen und außerdem wird einem der Sound so im 7.1 DTS HD Master-Ton um die Ohren gehauen. Die mageren Extras (1 Interview + Trailershow) und die Tatsache, dass der Film mit Sicherheit nicht jedermanns Sache ist, sprechen allerdings für die Leih-Version.



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