Robin Hood

Robin Hood (2010)

(„Robin Hood“ directed by Ridley Scott, 2010)

Der Mythos um den sympathischen Dieb mit Ehrenkodex aus Sherwood Forest sollte im laufenden Kinojahr unter Regie von Ridley Scott wiederbelebt werden. Der Mann der bereits mit geschichtlich angehauchten Epen wie Königreich der Himmel oder Gladiator ordentlich die Kassen klingeln lies, schnappte sich diesmal wie bereits bei letztgenannten Film Russel Crowe für die Hauptrolle, ein klarer Fehler wie sich herausstellen sollte. Der Australier sollte wohl den charismatischen Engländer, wie ihn seinerzeit noch Kevin Costner zum Besten gab, quasi wie ein Weichei aussehen lassen. Der Trailer, der mit Ausschnitten einer Massenschlacht protzte, kündigte bereits im Vorfeld an, dass die Tonart sich deutlich verrauen wird. Wer sich also die klassische Figur eines berüchtigten Halunken erwartet, der die Reichen bestiehlt es unter den Armen verteilt und nebenbei lässige Sprüche klopft, wird schwer enttäuscht werden.

Scott geht da nämlich andere Wege und möchte sozusagen ein Prequel zur Legende schaffen, das allerdings nicht so richtig zünden will. Wir verfolgen Robin Longstride (Crowe), den späteren Robin Hood, wie er seinem König Richard Löwenherz (Danny Huston) als tapferer Bogenschütze dient. Dieser befindet sich nach jahrelangem Kreuzzug auf den Rückweg nach England. Auf ihrem Weg plündern und brandschatzen sie jede Burg die ihnen über den Weg läuft, was Scott auch gleich brav dazu nutzt um seine schier unendliche Anzahl an Statisten zu präsentieren. Da auch sie Soldaten sind, werden bereits hier Robins spätere prominente Mitstreiter Little John (Kevin Durand), Allen A’Dayle (Alan Doyle) und der Waliser Will Scarlett (Scott Grimes) vorgestellt.

Als der König während besagten Raubzügen auf dem Feld stirbt, erhält Robin das Schwert vom sterbenden Ritter Sir Robert Loxley. Er soll die Waffe samt der Nachricht seines Ablebens seinem Vater, Walter Loxley (Max von Sydow), nach Nottingham bringen. Dort angekommen, stoßen wir erstmal auf den lustigen Trunkenbold und Pfaffen Tuck (Mark Addy), den Scott leider überhaupt nicht zu nutzen vermag, danach auf die nunmehr Witwe Marion Loxley (Cate Blanchett), die Robin auch gleich durch das von Steuern erdrückte Dörfchen führt. Der neue Herrscher, König John (Oscar Isaac), verlangt von seinen Untertanen nicht nur horrende Abgaben sondern terrorisiert diese auch noch durch den skrupellosen Godfrey (Mark Strong), einem Franzosen der unter König Philipp diente und seinerzeit sogar einen Komplott gegen Richard Löwenherz plante.

Der Oberschurke wird diesmal also nicht der Sheriff von Nottingham sein, der natürlich auch einen kurzen Auftritt bekommt, sondern ein im Gesicht entstellter Mark Strong, der langsam aber sicher in dieser Rolle ausgedient hat. Natürlich hat sein Filmcharakter noch lange nicht die Treue am französischen König abgeschworen und schmiedet deshalb im Geheimen an einem Invasionsplan, dessen schlussendliche Umsetzung eher an den D-Day von Steven Spielberg als einer mittelalterlichen Schlacht ähnelt.

Robin Hood, der durch einen Deal inzwischen Robert Loxleys Identität übernommen hat, hat da natürlich ein Wörtchen mitzureden, schließlich waren die Loxleys enge vertraute vom verstorbenen König Löwenherz. Deshalb wird er auch vom relativ unerfahrenen Thronerben zu Rate gezogen und als Feldherr eingesetzt der den Verräter Godfrey vernichten soll.

Damit Scott am Ende noch den Schriftzug „Und so beginnt eine Legende“ einblenden kann, enthüllt er noch schnell dass Robins Vater an einem Schriftstück arbeitete die den Engländern gewisse Freiheiten unter der Herrschaft der Krone ermöglichen sollte. Als die von Robin Hood wiedergefundene Charta, obwohl versprochen, dann auch noch von König John verbrannt wird, zieht sich der plötzliche Freiheitskämpfer mit seinen Freunden und Frau – natürlich hat er mit seinem stahlharten Blick Marion derweil rumgekriegt – in die Wälder von Sherwood zurück.

Mal ganz davon abgesehen dass ich mir bei der Thematik etwas ganz anderes erhoffte, ist Robin Hood ein furchtbar langweiliger Film der eigentlich nie recht weiß was er uns erzählen möchte. Unfassbar, dass Scott hier geschlagene 140 Minuten benötigt, nur um den Plot so hinzubiegen damit er am Ende die erwähnte Massenschlacht inszenieren kann. Wenn sein Streifen überzeugen kann, dann sind es nur ganz wenige Aufnahmen, wie beispielsweise eine Talfahrt in Richtung Küste die uns die nächtliche Landung der Franzosen zeigt. Der Rest mag farblich und kostümtechnisch schön anzusehen sein, das täuscht aber nicht darüber hinweg, dass meistens gähnende Leere herrscht.

Die Eingangs erwähnte Fehlbesetzung der Hauptfigur ist übrigens schnell erklärt. Als Gladiator mag Crowes ernster Blick genügen, als charismatischer Dieb der die Sympathie des einfachen Volkes für sich erlangt und logischerweise die Mädels mit einem Augenzwinkern erobert, braucht man leider mehr als einen Gesichtsausdruck. Auch die von mir meistens gelobte Cate Blanchett weiß sich hier nicht so wirklich in Szene zu setzen. Sie sieht im Streifen nicht nur alt aus, sondern wirkt auch so. Sie trägt kaum etwas zum Geschehen bei und geht als prominente Komparse unter.

Einzig und allein Max von Sydow fand ich erträglich, wenn ich wiederum an Durand als Little John denke, dreht es mir sogleich wieder den Magen um. Das größte Problem bei solchen Filmen ist es wohl wenn man mit zu hohen Erwartungen ins Kino schreitet. So versuchte ich nach erstmaliger Sichtung des Trailers möglichst auf dem Boden zu bleiben. Da die Legende Robin Hood immer zu einer meiner Lieblingsfiguren zählte, wollte das aber nicht so wirklich klappen.

Sollte nun, so wie es das Ende ahnen lässt, ein Sequel folgen, werde ich mir einen Kinobesuch natürlich zweimal überlegen müssen. Weniger Härte und mehr Leichtfüßigkeit versehen mit einem Schuss Humor hätte dem Ganzen nur allzu gut getan, so habe ich nun wirklich bedenken über meine aktuelle Blu-ray-Bestellung, in der sich auch der DC von Königreich der Himme“ befindet. Ich lass mich dann mal überraschen.



(Anzeige)