Der Zauber von Malèna

Der Zauber von Malèna

(„Malèna“ directed by Giuseppe Tornatore, 2000)

Der Zauber von MalènaUngewöhnlich für mich aber erneut habe ich mir einen Film im Free-TV angesehen. Diesmal konnte dieser italienische Film von Giuseppe Tornatore meine Aufmerksamkeit wecken. Tornatore ist natürlich ein Begriff aber dennoch habe ich bisher noch keinen Streifen des Maestro sichten können.
Malèna“ erzählt von einer gleichnamigen Frau (Monica Bellucci) und dessen Schicksal das ihr in einer sizilianischen Kleinstadt widerfährt. Wir befinden uns im 2. Weltkrieg und Italien unter dem Duce hat soeben den Franzosen und den Engländern den Krieg erklärt. Der malerische Ort im Süden scheint davon nicht allzu viel mitzubekommen. Der Krieg und die Toten sind weit weg, zu Hause erfährt man lediglich von den heldenhaften fasci di combattimento. So wurde auch der Ehemann von Malèna Scordia vom Militär rekrutiert. Die hübsche Frau zieht wie magisch die Blicke der Männer auf sich und als die Nachricht eingeht, dass ihr Gatte angeblich Gefallen ist schmieden die Lüstlinge die ihr täglich hinterher gaffen bereits Pläne um ihr Witwenherz zu erobern.
Eine Gruppe von pubertierenden Jugendlichen macht dabei keine Ausnahme. Allen voran ist es aber der Jüngste, Renato Amoroso (Giuseppe Sulfaro), der sich unsterblich in die dunkelhaarige Schönheit verliebt hat. Er träumt davon von Malèna verführt zu werden, doch sobald diese Tagträume enden erkennt er die Unerreichbarkeit seines Wunschdenkens. Nichts desto trotz beginnt er die Frau zu verfolgen und nachzuspionieren. Durch ein Guckloch in Malènas Haus ist es dem Jungen sogar möglich Blicke in ihr Intimleben zu werfen und seine Neugier wird relativ schnell gestillt als sie Besuch von einem Offizier erhält. Schnell kursieren im Ort Gerüchte, Malèna sei eine Hure die sich seit dem Ableben ihres Mannes so über Wasser halten würde. Renato der seine große Liebe verteidigen möchte fühlt sich durch die Schandmäuler gekränkt und versucht irgendwie Malèna aus der Misere zu helfen.
Seine Bemühungen bringen nicht viel denn schließlich kommt die Witwe vor Gericht und muss sich wegen ihrer angeblichen Schweinereien verantworten. Die Frauen von Castelcutò wollen sogar gesehen haben, dass sie die mittlerweile vor Ort stationierten, deutschen Truppen mit ihren „Diensten“ versorgt. Als plötzlich ganz unerwartet Malènas totgeglaubter Mann (Gaetano Aronica) wieder auftaucht wurde sie bereits aus der Stadt verbannt…
Ein Film mit viel Humor und fantastischen Aufnahmen. Die Story ist zwar nett gestaltet und verarbeitet recht frech und witzig die (wohl typische) Sehnsucht von heranreifenden Buben nach älteren und erfahrenen Frauen , doch die große Stärke sind m.E. die genialen Bilder. Der Streifen wird von einem Gelbton dominiert der Wärme und das süditalienische Flair sehr gut rüberbringt. Das dramatische Schicksal von Malèna ist zwar durchaus nachvollziehbar ging mir aber doch nicht richtig nahe. Superstar und Diva Monica Bellucci spielt mir nicht überzeugend genug. Zwar verkörpert sie perfekt die süditalienische Schönheit, doch ihr Schauspiel war mir zu ausdruckslos, zu platt. Die Charaktere an und für sich sind aber gelungen und spiegeln recht gut italienische Familienverhältnisse wieder. So fand ich beispielsweise Renatos Vater (Luciano Federico) und sein hysterisches Geschrei und Gefuchtel durchaus realistisch und keineswegs überzogen. Sehr beeindruckend fand auch die Leistung des jungen Giuseppe Sulfaro der im Gegensatz zu Bellucci ein waschechter Sizilianer ist und hier sein Debüt auf der goßen Leinwand feierte.
Die ca. 110 Minuten Laufzeit (uncut) wissen zu unterhalten, gewisse Kamerfahrten wollen nicht mehr aus den Kopf gehen und auch die ständige Tagträumerei von Renato wurde genial und sehr witzig umgesetzt. Ein Nachteil bei Free-TV ist allerdings, das meistens die geschnittenen Versionen gezeigt werden, so war es leider auch hier der Fall.
Ohne zu wissen dass Ennio Morricone den Soundtrack lieferte fiel mir sein Stil sofort ins Ohr. Wie (fast) immer trägt seine geniale Musik wesentlich zum Geschehen bei und veredelt das Ganze.
Insgesamt also ein toller Film der zwar nicht eine rein italienische Produktion (Miramax und die Weinstein Brüder mischten mit) ist, aber dennoch zeigt, dass das europäische Kino noch immer kann und möchte.



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